WER? WO? WAS? WANN?

Unsere Seite „Veranstaltungen“ unterrichtet einerseits über die wesentlichen organisatorischen Ereignisse aus dem Vereinsleben des FLJ. Sie spiegelt insoweit die Innenseite des Vereins. Andererseits wird auf fremde Initiativen hingewiesen. Über erwähnenswerte Details solcher Veranstaltungen, die eine jagd-kulturpolitische Bedeutung erlangen oder von übergeordnetem Interesse sind, wird berichtet.

 

Tagungen an historisch bedeutenden Stätten

Der Vereinsgründer, Prof. Dr. Dr. h. c. Dieter Voth versammelte erstmals 1993 Jagdautoren und andere Jagdkunstschaffende aus vielen Teilen Deutschlands und aus Österreich auf der Stromburg bei Bingen am Rhein. In ähnlichem Milieu fanden die Tagungen und Treffen der Jagdschriftsteller in den nachfolgenden Jahren bis heute statt.

Leben und Werk herausragender Jagdschriftsteller wie Hermann Löns, Ludwig Benedikt von Cramer-Klett oder Friedrich von Gagern prägten die GESTALT DES PROGRAMMS der jeweiligen Jahrestagung ebenso wie beispielsweise besondere und verdienstliche Projekte von Jagdmedien im Interesse lebendiger Jagdkultur. Wir dürfen die Aufmerksamkeit des hieran interessierten Besuchers auf das angebotene Detail lenken, das mittels vorstehendem Link aufgesucht werden kann. Die so anzutreffenden und beispielhaft aufgeführten drei Tagungsprogramme vermitteln dem Besucher einen Überblick über die jagdkulturellen Aktivitäten des FORUMS.

 


ZUR JAHRESTAGUNG 2010 IN DEN SPREEWALD!

Mitten in dem von der UNESCO als Biosphärenreservat ausgewiesenen Umfeld des durch die Eiszeit geprägten Jungmoränenlandes SPREEWALD liegt das SCHLOSSHOTEL LÜBBENAU. Im Mai 2010 werden sich die Mitglieder und Gäste des FORUM LEBENDIGE JAGDKULTUR e.V. hier zur Jahrestagung versammeln. Auf der Seite NAMEN & NACHRICHTEN (bitte ggf. anklicken) können Informationen zum Detail bzw. zur Anmeldung abgerufen werden.

Das Programm der Jahrestagung 2010 bietet Autorenlesungen, Vorträge, Besuch einer Galerie mit jagdthematischer Malerei und andere jagdkulturelle Beiträge an. Bei Verwendung der entsprechenden Verlinkung kann das Programm über PDF-Datei ausgedruckt werden.

Über die Autobahn A 13 (Ausfahrt Lübbenau) sind Berlin bzw. Dresden in einer Autostunde erreichbar. Wer gern mit der Bahn reist, der kann ebenso bequem und schnell den Bahnhof Lübbenau erreichen. Das Tagungshotel liegt von hier 1,5 km entfernt in einem etwa 10 Hektar großen Park Der klassizistische Schlossbau entstand neben den Grundmauern einer slawischen Burg aus dem neunten Jahrhundert.

Schlosshotel Lübbenau bei Nacht


TAGUNGSBERICHT 2010 LÜBBENAU im SPREEWALD

Sonnenschein über dem Sorbenland. Die Regenzeit hatte sich am 28. Mai, dem ersten Veranstaltungstag, mit einigen schnell östlich ziehenden Wolkenfetzen davon geschlichen und ließ nur ab und zu wie Tränen des Abschieds einige Tropfen aus ihren dahineilenden Schatten fallen. Die natürliche Heiterkeit des Augenblicks schien sich auf die Gemüter der anreisenden Tagungsteilnehmer zu übertragen und verbreitete unter diesen das wohlige Gefühl, die Jahrestagung des FORUMS zum richtigen Zeitpunkt besuchen zu dürfen. Das Schlosshotel in Lübbenau war Tagungsort und Ziel der Reise. Sie führte die von Westen her anreisenden Teilnehmer über die Autobahn 10 nach Berlin und von dort weiter über die A 13 bzw. A 15 in Richtung Dresden. Etwa dort, wo die sorbische Kulturinsel vor Cottbus im Bundesland Brandenburg beginnt, liegt Lübbenau im Wurzelgeflecht der alten Spreearme.

Die Graue Eminenz in der Empfangshalle des Schlosshotels

In der Lounge des imposanten Schlosshotels musterte ein sportlich wirkender unauffällig erscheinender älterer Herr an jenem Tage eintreffende Tagungsteilnehmer und wechselte ab und zu mit einigen Neuankömmlingen unverbindlich freundliche Worte. Der Empfangschef also, so schien es, irgendeiner, der die Autorität besitzt, mitten unter den attraktiven jungen Damen des Hotelempfangs nach dem Rechten zu sehen und dafür zu sorgen, dass Contenance, Höflichkeit und Respekt für gute Atmosphäre sorgten. Nicht lange hielt er sich jeweils auf, verschwand ab und zu in einem Nebengelass des prunkvollen Hotels bis er sich plötzlich zum späten Nachmittag hin ganz "verkrümelt" hatte: Es war der Seniorgraf zu Lynar, Eigentümer des Schlosses und Herr über ausgedehntes Land mit Jagdrevieren im Reich der Lübbenauer Spreearme, wie man später erfahren konnte.

Mit Hörnerklang zum Tagungsauftakt

Kurz vor 14 Uhr, dem Tagungsbeginn, drang aus dem Schlosspark wenig abgestimmter Klang unterschiedlicher Jagdhörner zu den Hotelzimmern hinauf: Hornmeisterin Christel Zirnstein war mit 16 Bläsern der Jägerschaft Kahren eingetroffen und ließ proben. Sie ist die Chefin der Bläsergruppe und zugleich die einzige Berufsjägerin im Deutschen Berufsjägerverband.

Dr. Günter R. Kühnle, Vorsitzender im Vereinsvorstand des FORUMS, begrüßte Christel Zirnstein (links im Bild). Er bat die Hornmeisterin zur Eröffnung der Tagung um einen Begrüßungsauftritt der Bläser vor dem Hotelportal. Nicht alle Tagungsteilnehmer waren pünktlich angereist. Nur einige konnten sich deshalb durch das Hornkonzert "tagungstauglich" einstimmen lassen.

Für den Landesjagdverband Brandenburg begrüßte Präsidiumsmitglied Lutz Dolling die Tagungsteilnehmer. In einem anschließenden ausführlichen Vortrag würdigte er Jagdkultur als das geistige Bindeglied zwischen den Jägern und der Gesellschaft. Er hob die Bedeutung des FORUMS als die in Deutschland einzige jagdkulturell organisierte Institution hervor: "Wir brauchen Sie!". Forumsmitglied, Buchautor und Jagdhistoriker Erich Hobusch erfuhr dabei eine besondere Beachtung: Ohne Ihren nachdrücklichen Hinweis, so Lutz Dolling, hätte der LJV Brandenburg eine bedeutende jagdkulturelle Ausstellung (Die sperlingschen Hunde) nicht wahrgenommen.

Es folgten Autorenlesungen der Forumsmitglieder Erich Hobusch, Herbert Witzel, Jobst Schmidt, Heinz Staudinger und andere Autoren. Musikprofessor Dr. Bernhard Paul aus Wien referierte mit eindrucksvollen Beispielen zur Entwicklung der Musik aus dem Aspekt einer kulturevolutiven Wirkung von Jagdmusikinstrumenten auf die heutige Musik überhaupt. Die urzeitlichen Jagdhörner dienten der Verständigung innerhalb der Jägergruppe und hatten oft auch den Zweck, zur Wildhetze "anzurüden". Wie schon Aristoteles in Platons Tradition die Jagd als Form des Krieges keineswegs metaphorisch verglich, so kann man historisch die Fanfaren, Posaunen und Trompeten der kriegerischen Truppen seit der Antike, über Mittelalter bis in jüngste Neuzeit hinein mit dem gleichen Zweckinhalt zurück verfolgen. Es wird zu gern und zu schnell übersehen, dass Jagd und Krieg originäre Ausdrucksformen von Kultur sind, soweit sie das tierische Beutemachen übersteigen. Ein bekanntes Soldatenlied aus dem 1. Weltkrieg: "Morgenrot (.) bald wird die Trompete blasen, dann musst Du dein Leben lassen, Morgenrot . zum frühen Tod". Kulturell haben wir diesen Zustand heute offenbar überwunden. Fan-Gemeinden und Love-Parade führen die Jugend anderen Zielen entgegen. Es geht um andere Ressourcen, um andere Objekte, als jene von Krieg, Kampf und Jagd. Es geht aber fast immer um dieselben Reizinhalte, die seit Urzeiten in der Evolution neben der Nahrung durchgängig eine herausragende Motivationsrolle gespielt haben.

Abwechslung durch darstellende Kunst

In den Kaffeepausen fanden die Tagungsteilnehmer Gelegenheit, eine Galerie des bekannten Jagdmalers Hans-Henning Eisermann aufzusuchen.

Maler Eisermann zeigt sich erfreut. Tagungsteilnehmer haben sich nicht nur durch das Interesse an der Besichtigung seiner Werke hervorgetan, sondern auch am Wunsch nach materiellem Besitz an der Kunst.

Jobst Schmidt, Neuling im FORUM, erinnerte mit dem Beitrag: Hirsche, Kieferspanner und der Deutsche Uradel, an eine besondere Art der Wechselwirkung von Gesellschaft, Natur und Jagd, wie sie im Westen der Republik ziemlich unbekannt ist. Historisch beleuchtete soziokulturelle Aspekte, die Abhängigkeiten früherer Forstwirtschaft und Jagdwirtschaft in den deutschen Ostgebieten mit gesellschaftlichen Eliten (vor allem Vertreter des Hochadels) verband, machten nachdenklich. Befanden wir uns doch mit der Tagung im Sorbenland mitten in einer Region, die mit dem Problem einer Wiedereinbürgerung von Wolfspopulationen den Streit um eine Präferenzordnung zwischen unterschiedlichen Interessen in der zoologischen Hierarchie von Jägern (Mensch-Wolf, Natur-Kultur) eine Lösung sucht, die es in einer stabilisierten Harmonie offenbar nicht geben kann.

Einen arbeitsteiligen und zugleich synergetischen Effekt ungewöhnlicher Art, wie er bisher im FORUM wohl noch nicht anzutreffen war, zeigten der Autor und Forumsmitglied Tim Taureg (rechts im Bild) mit dem sprachgewaltigen Pressechef einer Stadt aus Schleswig Holstein, Bernhard von Oberg (links).

Tim wurde durch eine tückische Erkältung seiner Stimme beraubt und konnte den vorgesehenen Beitrag: Jäger in der modernen Gesellschaft, nicht referieren. Also Ausfall? Bernhard, der hilfsbereite Autorenkamerad aus dem Norden sprang in die Bresche und trug den Text des Unglücksraben aus der Pfalz sprachlich so eindrucksvoll mit schauspielerischer Professionalität vor, dass plötzlich ein kollektiver Wunsch nach einer Hör-Kassette von diesem Beitrag zu vernehmen war. Auch das Geistige bedarf, so scheint es hier, der geeigneten Ausdrucksform im kommunikativen Diskurs, um erfolgreich zu sein. Ideologen haben das schon immer begriffen.

Eine Kahnfahrt durch die Spreeauen

Zum Ausklang versammelten Jagdhornbläser die Mitglieder des FORUMS und ihre Gäste zu einer Kahnfahrt auf den Spreegewässern. Zwei Tage lang begleitete Christel Zirnsteins Bläserkorps die Tagungsteilnehmer und intonierte nun zum "Aufmischen" der Gemüter auf den fast lautlos dahin gleitenden Kähnen Klangeinlagen mit Jagdsignalen.

Bewegt von menschlicher Muskelkraft durch die Staker glitten die großen, mit bequemen Sitzplätzen ausgestatteten Kähne durch die märchenhaft wirkende Insellandschaft der Spreearme. Der einzigartige Reiz der natürlichen Schönheit dieser durch Menschenhand wenig umgestalteten Areale hinterließ im Gemüt vieler Tagungsteilnehmern eine beglückende Wirkung.

Ehrenmitglied Dr. Hubert Suter, Heinz Staudinger und andere Kahnfahrer genossen den paradiesischen Eindruck von Stille, Frieden und Naturbelassenheit, den die im Gewässer facettenhaft eingestreuten Landflächen boten. Vorbei an vielfältigen gärtnerischen Kleinodien der Inselsiedlungen, aufgelockert von Marktständen am Ufer, von kleinen Wirtshäusern und Bauerngehöften, von üppigen Blumenbeeten in der Fülle ihrer Blütenpracht. Zwischendurch Gemüseanbau und miniatürliche Obstplantagen, Bienenstände und Fischfanganlagen. Hier haben noch zahlreiche Familien ihren festen Wohnsitz. Zum Festland Lübbenau gelangen sie nur mit dem Kahn - Motorantrieb ist verboten. Selbst die "Christel von der Post" liefert ihre Sendungen, einen Kahn stakend, von Ufer zu Ufer zu den dort angebrachten Briefkästen.

An einer der Inseln lassen die Kahnstaker die Gruppe zum Picknick landen. Das Angebot des Spreewaldgasthofs schien für den Wiener Forumsvorstand Herbert Rosenstingl (vorn links) eine Verpflichtung d'honneur, ein Obligable, wie er später seine Entscheidung zur Abwehr des Anruf seines Gewissens begründete, die Regeln einer aktuellen Diät zu beachten.

Gestärkt durch Speise und Getränk ließen die Jagdhornbläser von Christel Zirnstein alsbald Aufbruchsignale zur Rückkehr vernehmen. Zurück in die Kähne, zum Abendkonvent im Schloss.

Zerstreuung und Vergnügen, so José Ortega y Gasset in den Meditationen, sind schon immer die herausragenden Motive des Kulturmenschen für eine bevorzugte Tätigkeit in der Zeit gewesen, die er nach freien Stücken planen kann. Vergnügt, aber auch nachdenklich zeigen sich die Kahnausflügler des FORUMS am Ende ihres Exkurses auf der Spree.

Gegenwart und Zukunft scheinen zusammen zu fließen. Vergangenheit und Gegenwart, erlebtes und gelebtes Leben sind Meilensteine, Wegweiser, Projektionen für die Zukunft und evolutives Fundament von Kultur und Zivilisation. Jäger sind konservativ. Die Spreewaldregion ist durch die UNESCO mit dem Merkmal Weltkulturerbe ausgezeichnet. Ohne Abkunft keine Zukunft: Jäger wissen das. Sie wissen, dass die Tradition des Deutschen Waidwerks mit richtig verstandenem Brauchtum die Jagd zukunftsfähig machen kann. Jäger sind in der Regel Menschen vom guten Schlage und sie repräsentieren in etwa den sozialen Querschnitt einer Gesellschaft, der sie angehören. Intelligenzeliten sind, so scheint es, aus Gründen, die José Ortega y Gasset am Ende der Meditationen über die Jagd erwähnt, eher auf anderen Feldern anzutreffen. Wie sollte dies auch anders zu denken sein: Im Zuge der Kulturevolution hat die ursprüngliche Form und Verfassung der Jagd an Geist gewonnen und sich auf dem Felde anderer, von Natur abgezogener Ressourcen profiliert. Jagd ist ein universelles Phänomen auch in der Kultur. Jägerinnen und Jäger spielen heute oft die Rolle eines verschämt wirkenden Prototypen, aber ihre geistigen Strategien wirken hinein bis zum Börsenparkett der Weltgroßstädte. Jagdkulturen und Marktkulturen sind verwandt, nur wissen sie noch nicht viel voneinander.


TAGUNGSBERICHT WALSRODE 2009

Irgendwie konnte man frische Seeluft „schnuppern“, die den Besucher der Lüneburger Heide an jenem kühlen Tag des 15. Mai 2009 in Walsrode Meeresnähe ahnen ließ. Die Symbolforelle am Steg über dem Teich zum Eingang des Tagungsortes, Namenssymbol des HOTELS FORELLENHOF, hatte schon Tage vorher einige Mitglieder und Tagungsteilnehmer des FORUMS, die ihre Verbundenheit mit der Lüneburger Heide und der Lönsstadt in besonderer Weise zum Ausdruck bringen wollten, begrüßt und passieren lassen. Um high noon herum trafen die meisten übrigen Teilnehmer ein.

Foto: Joerg Freytag

Vorstand Dr. Günter Kühnle eröffnete die Jahrestagung 2009 um 14 Uhr mit dem Veranstaltungsteil AUTORENLESUNGEN. Er begrüßte Mitglieder und Gäste und machte in launigen Worten auf die organisatorische Besonderheit der Tagung aufmerksam: Erstmals seit Bestehen habe das FORUM die Leitung einer Jahrestagung unter den Primat des gesellschaftlich erwünschten Geschlechterproporzes gestellt. Der männlich besetzte dreigliedrige Vorstand habe sich sogar im Tagungsranking dem weiblichen „Dreigestirn“ mit der Schirmherrin Silke Lorenz, Bürgermeisterin von Walsrode, Monika Seidel, Vorstand der Lönskreise und Helga Seebeck, lönsthematische Charmoffensive aller Heideexkursionen, nachgeordnet. Er übertrug das Tagungsmanagement der anwesenden Frauentrias.

Foto: Joerg Freytag

SILKE LORENZ, Bürgermeisterin von Walsrode, begrüßte in ihrer Rolle als Schirmherrin der Tagung die Versammlungsteilnehmer und zeigte sich über die Auswahl von Walsrode als Tagungsort durch das FORUM erfreut:

„Die Stadt Walsrode fühlt sich durch die Anwesenheit des FORUM LEBENDIGE JAGDKULTUR e.V. außerordentlich geehrt“. Mit dieser Feststellung verneigte sie sich vor der singulären und innerhalb deutscher Jagdkulturaktivitäten elitären Rolle des Vereins FLJ, wie diese Überzeugung auch an anderer Stelle durch DIETER SCHRAMM (Geleitwort CIC-Präsident in der Anthologie II) hervorgehoben wurde.

Bei ihrer Empfehlung zum Besuch vorgestellter Exkursionsziele in der näheren Heideumgebung erwähnte die Schirmherrin jene bekannten, im Bereich des Truppenübungsplatzes liegenden frühzeitlichen „Sieben Steinhäuser“. Hier handele es sich um Grabanlagen aus der Zeit 2500 vor Christus. Silke Lorenz zeigte sich in jagdthematischer Kulturgeschichte hervorragend informiert und überraschte manchen Zuhörer mit dem Hinweis auf Platons Werk Sophistes, von dem selbst der DJV-Kulturfavorit KURT LINDNER keine Ahnung besessen zu haben schien. Die Schirmherrin zitierte gewissermaßen aus dem Jagdkulturarchiv der Antike und wies darauf hin, dass sich auch Platon schon vor 2500 Jahren mit der Jagd auseinandersetzte. Aus antiken Texten lasse sich ableiten, dass sich der Mensch seit Jahrtausenden nirgends mehr strapaziere, als bei der Jagd. Sie zitierte Platon wie folgt:

„Und so bleibt denn nur eine Art von Jagd für alle übrig, und sie ist die beste, nämlich die Jagd auf vierfüßige Tiere mit Pferden und Hunden und eigener Körperkraft, bei welcher der Jäger dieselben durch Lauf und Stoß und Schuss überwindet und eigenhändig erjagt, wenn es um die Übung wahrhafter Tapferkeit zu tun ist.“

Foto: Frank Pohlmann

Nun übernahm MONIKA SEIDEL das Zepter. Die Mitorganisatorin unserer Tagung, 1. Vorsitzende des Verbandes der Hermann-Löns-Kreise in Deutschland und Österreich e.V., hatte für uns den Forellenhof als Tagungsort ausgesucht. Ihrer regionalen Beliebtheit, Kreativität und ihrem Organisationstalent verdanken wir jenes Feld der Behaglichkeit, das uns in einer zwanglosen, gemütlichen und heiteren Atmosphäre, im gewohnten Milieu kultivierter und an Jagdkultur interessierter Freunde und Kollegen über zwei Tage hinweg bei Gedankenaustausch, Autorenlesungen und Referaten, bei der inneren Aufnahme von Werken unserer Kunst schaffenden Kollegen mit einem guten Gefühl von Geborgenheit und Wohlbehagen verweilen ließ.

Foto: Frank Pohlmann

Wir folgten ihrem Vorschlag, zunächst einmal mit einigen bekannten Lönsliedern auf den Lönsschen Geist einzustimmen, der wie ein unsichtbarer Hauch der Verschränkung von Gefühl und Gedanken einer hundertjährigen Jagd und Jägertradition über dem Tagungsraum schwebte. Und es schien, als zögen uns mit den Liedern die Laute aus rauen wie aus schwachen Kehlen hinauf in eine höhere Ebene des Kulturerlebens, weil offenbar Stimmigkeit für das FORUM bisher nicht immer und nicht ohne weiteres Selbstverständlichkeit gewesen ist. Uns Rheinländer, Österreicher und Preußen überkam irgendwie ein beunruhigendes Gefühl, als eine gewöhnungsbedürftige „Melodai“ erklang, und Monika kräftig die Tasten des Klaviers traktierte: Sie intonierte das Niedersachsenlied. Da erscholl mit stimmgewaltigem Gesang die Niedersachsennationalhymne und erfasste auch uns „Ausländer“. Dort, wo man singt, da lass dich nieder: Bei einer FORUMSTAGUNG oder einem Treffen der Jagdschriftsteller wurde bisher nie gesungen.

Foto Jörg Freytag: Lönsskulptur in Walsrode

Es war zu spüren, und mancher brachte auch seine positiven Emotionen zum Ausdruck: Von Jahr zu Jahr verstärkt sich im Kern der Gemeinschaft ein filigranes, aber starkes Band des WIR-GEFÜHLS. Die Jahrestagung des FORUMS bedeutet inzwischen für nicht wenige von uns Freude und Glücksgefühl über die Möglichkeit, für eine kurze Zeitepisode aus dem reißenden Lebensstrom des alltäglichen Einerlei aussteigen zu können, um am Ufer der Besinnlichkeit und Reflexion ein wenig von jener Kraft und Ruhe zu schöpfen, die es uns gestattet, den Kopf über den Wogen zu halten, wenn wir wieder von den Stromschnellen mitgerissen werden.

TEIL I: AUTORENLESUNGEN

Dann endlich konnten die Autoren mit den Lesungen beginnen. Timm Taureg, der Forumsnovize, machte den Anfang und alles war wieder im gewohnten „Tritt“.

Es folgten Gedichte, vorgetragen von den Lyrikern Dr. Herbert Pira und Erich Henn. Belletristische Beiträge wurden von Gert G. von Harling, Herbert Witzel, Dr. Fritz Sieren dargeboten. Dieter Stahmann referierte zu spezifischen Themen bürgerlicher Jagdkultur bzw. einem aktuell erweiterten Begriff der Nachhaltigkeit. Das Welt- und Menschenbild von Hermann Löns brachte Monika Seidel in die Sicht. Herbert Rosenstingl beobachtete die Vielfalt der Tierwelt in Venedig und machte auf unerwartete Besonderheiten der Verschränkung von Natur und Zivilisation im touristisch-urbanen Lebensraum aufmerksam. Inzwischen sickerte an diesem ersten Tag durch, dass Erich Hobusch schon heute seinen Beitrag zur Anthologie II darbieten werde. Spannung lag über den Gemütern.

Foto Jörg Freytag

Der für die ANTHOLOGIE II verantwortliche Redakteur stellte das soeben aus der Taufe gehobene Buch mit dem Titel: VOM KAMPF der RIVALEN vor. Er erläuterte das Konzept des Buches, das über den Tellerrand von Belletristik, jagdthematischen Sachbeiträgen und Lyrik hinaus auch Jagdpolitik (Geleitwort und Vorwort) in den Blick nimmt. Der Titel sei als Metapher zu begreifen, mit der sich die Redaktion im DARWINJAHR 2009 vor den auch das Jagdverständnis revolutionierenden bedeutenden Erkenntnissen des Forschers verneige. Mit Absicht sei so eine Herausforderung an die Fähigkeit zum abstrakten Vorstellen und Denken von Jägerinnen und Jägern gewagt worden, um dem häufig verbreiteten Klischee vom Jäger als Vertreter bildungsferner Schichten effizient entgegen zu wirken.

Jagdkultur aus dem Blickwinkel der Jagdverbände, repräsentiert durch den CIC

C I C-Präsident Dieter Schramm

Erich Hobusch bewertete den ideellen Schulterschluss mit den Jagdverbänden positiv und meinte, die vom Vorsitzenden des Forums erkannte und genutzte Chance, die Vereinsarbeit mit den Interessen der Jagdverbände zu harmonisieren, sei in hohem Maße verdienstvoll.

Ausdruck dieser neuen Linie liege in der Kooperation durch den Repräsentanten und Präsidenten des C I C (Internat. Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd) Dieter Schramm, mit dem FORUM.


Dr. Kühnle konnte diesen dafür gewinnen, für die Anthologie einen eigenen Beitrag: ZUM GELEIT zu schreiben. Hier finden Sichtweisen und Überzeugungen der multinationalen Jagdverbände einen repräsentativen Ausdruck. Im Geleitwort hebt Dieter Schramm hervor:

Längst gilt es als Paradigma in den Humanwissenschaften, dass Kultur die eigentliche Natur des Menschen ist. Sie drückt sich auch in dem Prinzip der nachhaltigen Nutzung von natürlichen Ressourcen als eineVoraussetzung für den Naturschutz, als zutiefst kulturelles Anliegen aus. Von 192 Staaten wurde dieses Prinzip 2004 in den so genannten Addis-Abeba-Richtlinien als selbständiges Recht deklariert.

Der C I C-Präsident deutete die Verdienste des FORUMS in der speziellen jagdkulturellen Sonderrolle an, indem er sagte:

Eine drängende Aufgabe für die aktuelle Imagesituation des Jägers bzw. der Jagd ist aber nicht allein die Pflege der Erinnerungskultur, sondern vor allem Belebung und Fördern lebendiger Jagdkultur, wie dies im deutschsprachigen Raum vor allem durch das FORUM LEBENDIGE JAGDKULTUR e.V. in jüngerer Zeit beispielhaft wahrgenommen wird. (…) Der CIC weiß sich insoweit auf der Seite des FORUMS, wenn es darum geht, für Jägerinnen und Jäger kulturelle „Wertschöpfungen“ zu leisten, die in der Gesellschaft geachtet und geschätzt werden.

TEIL II: REFERATE

Eine analytische Interpretation durch vergleichende Literaturwissenschaft:
Von der Eberjagd bis zur Hasendämmerung. Im Auftrage des FORUMS, für die Jahrestagung 2009 in Walsrode ein Leitreferat in der oben im Titel beschriebener Absicht zu erarbeiten, hat der bekannte Germanist und Stadtarchivar von Fallingbostel, Dr. Wolfgang Brandes, eine alle erreichbaren Horizonte umgreifende Abhandlung dargeboten, die auf dem hohen Niveau einer belletristischen Dokumentation in bisher nicht erreichter Sophistikation und Professionalität auftritt. Teilnehmer, die diese Präsentation unmittelbar wahrnehmen durften, unter ihnen ein renommierter Germanist und Literaturwissenschaftler an einer Deutschen Universität, beurteilten den Vortrag als eine „Sternstunde der Jagdkultur“.

Referent Dr. Wolfgang Brandes (links). Dr. Ernst Georg Renda, Dr. Günter R. Kühnle

Jedenfalls kommt auf den ersten Blick kein Autor in die Sicht, der, wie Dr. Brandes, in jagdthematischer Absicht auf dem Exzellenzniveau mannigfaltiger Horizonte, sprachlich divergierende Feinheiten synergetischer Effekte und metaphorischer Vorstellungsbildung bei unterschiedlichen Autoren (Jünger und Löns) sozusagen mit differentialdiagnostischem Wissen präsentiert hat. Die in Jüngers bzw. Löns Literatur oft kryptisch erscheinenden Symbole, hinter denen sich meistens das Direkte im Indirekten verbirgt (vgl. DIE STUFEN von Helmuth Plessner).und die synthetische Einheit der Apperzeption (vgl. Immanuel Kant, KrV Anm. 134 zu B 197) des Leserverstandes herausfordert, wurden von dem Referenten widerspruchsfrei nachvollziehbar gedeutet.

Dieter Stahmann referierte zum Begriff der Nachhaltigkeit und verwies auf die hermeneutische Erweiterung des Begriffs nach jüngerer „Lesart“ bzw. nach Sichtweisen der UNO. Er ließ eine historische Zäsur auf dem Feld der DEUTSCHEN JAGDKULTUR erkennen, die nach seiner Forschungsarbeit das kulturelle Kontinuum mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Jagdkultur zur „bürgerlichen Jagdkultur“ unterbrochen sieht. Die vor allem vom Geist des Humanismus bzw. des Deutschen Idealismus beeinflusste und im Ausdruck eines neuen Mensch-Tier-Verständnisses einhergehende sowie praktisch anders als zur Feudalzeit verortete Jagdkultur sei ein Aliud zu dem, was bis zum späten 18. Jahrhundert als solches begriffen worden ist. Man fühlt sich an Norbert Elias erinnert (Über den Prozess der Zivilisation, 2 Bände, Suhrkamp-TB).

GÜNTER R. KÜHNLE behandelte die moderne Jagd aus dem Aspekt der Evolution und prüfte die Frage nach einer Räuber-Beute-Koevolution auch auf der Ebene kultureller Jagd bis hin zum Sozialdarwinismus: Sind kulturelle Jäger Mutanten ? Die unaufhebbare Verschränkung der durch Passion determinierten Jagdmotivation in dem spezifisch menschlichen Wechselverhältnis von Emotionalität und Kognition (Gefühl und Verstand) wird auf der Ebene der aktuellen Erkenntnisse von Human- und Neurowissenschaften aufgeklärt.

Die weiteren Referate von Fritz Bergner, Monika Seidel, Dr. Herbert Pira und Franz Henninghaus wurden mit großem Interesse verfolgt.

BUSAUSFLUG in den LÖNS´SCHEN HEIDESPRENGEL

Helga Seebeck und Monika Seidel luden die Tagungsgäste und FORUMSMITGLIEDER am Samstag, 16. Mai, um etwa 16 Uhr zur Teilnahme an einer Busexkursion in die Lüneburger Heide ein.

Foto Jörg Freytag

Sie führten die Gruppe zum Heidemuseum „Rischmannshof“. Hier wird eine umfangreiche Präsentation z.B. von landwirtschaftlichen Geräten und Gerätschaften der Hauswirtschaft dargeboten, die zum Ende des 19. Jahrhunderts in Gebrauch waren. Eindrucksvoll auch das Wohnambiente dieser Zeit. Im Zentrum des Museums fühlt man sich in die damals im ländlichen Raum übliche „Kohabitation“ von Mensch und Vieh um mehr als 100 Jahre zurückversetzt.

Heidemuseum Rischmannshof

Helga Seebeck verstand es, die Verwunderung manchen Besuchers über die uns heute gänzlich ungewohnten Lebensformen der Heidjer mit allerlei „Anekdötchen“ anzureichern. Was überhaupt ist ein Fettnäpfchen und woraus schöpft dieses Wort seinen Ursprung? Mancher von uns Exkursteilnehmern, der vielleicht immer wieder in ein solches nach sprichwörtlichem Jargon hineintritt, zeigte sich über die Erklärung erstaunt. Die Bedeutung also? Der verehrte Leser mag bitte das Heidemuseum besuchen! Dort wird er die Geschichte des Fettnäpfchens erfahren. Ein „gestandener“ Großlandwirt aus Berlin, Gast der Tagung, konnte kaum genug von Helga Seebeck über das praktische Leben der Heidebauern aus der Lönszeit erfahren und zeigte sich angesichts mancher Kuriositäten der Heidjer zum „Schieflachen“ amüsiert.

Weniger schlicht wirkte das im Museum integrierte Lönszimmer, eine Nachbildung des Arbeitszimmers von Hermann Löns. Andächtig stand mancher Jäger vor den Rehkronen alter Böcke, die Zeugnis für die Jagdleidenschaft des Heidedichters ablegen, aber auch ein manifestes Dokument der robusten Gehörnqualitäten jener Zeit hergeben, in der fast überall in Deutschland nur dann ein Rehbock bejagt wurde, wenn er ein gutes Sechsergehörn geschoben hatte.


Heute sieht sich ein Revierinhaber bei der Tendenz, Rehböcke „reif“, also alt werden zu lassen, um starke Trophäen ernten zu können mit dem Vorwurf TROPHÄENKULT konfrontiert. Bei Sauen soll das gleiche Motiv wünschenswert sein! Ein offenbar eigenartiger Widerspruch in den Sichtweisen mit Bezug auf dieselbe Sache: Rehbock versus Keiler? Gäbe es da nicht die ideologisch strukturierten Motive einerseits und die wirtschaftlich fundierten Interessen andererseits, die sich oft hinter der Maske des ökologischen Arguments verbergen: Eine Harmonisierung heute noch konfligierender Vorstellungen wäre im sachlich-argumentativen Diskurs rasch zu finden. Ja, Hermann Löns hatte Freude an Jagd und an starken Böcken. Er gilt als einer der ersten wirklich engagierten Naturschützer mit allgemein anerkannten und überzeugenden Argumenten. Hermann Löns und Ernst Jünger verbinden sich im geistigen Raum der Ideen. Für heutige Tier- und Naturschützer ist Ernst Jünger meistens eine intellektuelle Provokation, ein Greuel im Gemüte. Es ist wohl nicht schwer zu enträtseln, weshalb das so ist!

Die so genannte Lönshütte bot Anlass zur Spekulation: Handelt es ich hierbei um einen Ansitzplatz zu ebener Erde, wie den Touristen erzählt wird oder nutzte Hermann Löns die Anlage als Schutzhütte bzw. Jagdhütte? Zieht man Jagderzählungen des Heidedichters zu Rate, so kann man sich schwer vorstellen, er habe sich zur Jagdausübung vor Ort etwa als Alternative zum „Jagdhütte auf Stelzen“ einen Ansitzplatz dieser Ausprägung für die praktische Jagd geschaffen. Das wäre wohl kaum nach dem Geschmack von Löns gewesen. Heute können Besucher an den Wänden der Hütte jagdthematische Sprüche und andere Kunstwerke antreffen. Die Beliebtheit und das Ansehen unseres Kollegen und Vereinsmitgliedes, des Lyrikers Erich Henn, ist bis zur Lönshütte vorgedrungen: Eines der schönsten und tiefsinnigsten seiner Gedichte mit natur- und jagdthematischem Inhalt zieht die Aufmerksamkeit des Besuchers auf sich. Nach dem Besuch der Lönshütte war die Rundreise beendet

Foto Jörg Freytag

Wer anwesend war und auf diesen Ausflug reflektiert, der wird dem Fazit vielleicht zustimmen: In der Stadt Walsrode und weithin im Umfeld Lüneburger Heide ist mit Skulpturen und Gedenkstätten die Erinnerung an den Heidedichter so gegenwärtig, dass die öffentlich wahrgenommene, hier positiv begleitete innere Verschränkung von Jäger, Jagd und Natur(schutz) ein fortbestehendes Kontinuum der frühmenschlichen Existenzform Jäger in den Köpfen und Herzen der meisten Leute dieser Region, in Landschaft und Gesellschaft als Faktum erkennen lässt, das der Gruppenidentifikation wohl aller „Heidjer“ dient. Im „Lönsland“ ist die Jagd konstitutiv für das Heimatgefühl. Die Walsroder Bürgermeisterin und Schirmherrin Silke Lorenz drückte das so aus: In Walsrode gehört es zum guten Ton, einen Jagdschein zu besitzen.

Ist denn Walsrode außerhalb dieser Welt?, so könnte man fragen. Die Jagd, das Heimatgefühl und die Menschen vom guten Schlage gehören offenbar irgendwie zusammen. Man muss nur daran arbeiten, die Seele des Menschen unseres Umfeldes, wo immer wir „hausen“, auf einen elementaren Konsens einzustimmen, der den Verstand nicht ohne das Gemüt in der Welt sein lässt, wie es aktuelle, moderne Hirnforschung unseren Schlaumeiern in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft empirisch verständlich zu machen nicht müde wird. Die JAGD als EMOTION hat ZUKUNFT! Das wenigstens kann jener, der ein Wissen auf der Höhe der Zeit im Felde der Humanwissenschaften und Evolutionsforschung besitzt, prognostizieren. Nur schade, dass der Jäger schlechthin in der Gesellschaft keine intelligente bzw. intellektuelle Repräsentation besitzt.

Mit Gedanken dieser Art verabschiedet sich ein prominenter Gast und Teilnehmer der Jahrestagung aus Wien, der Großmeister von Österreich und Ungarn der internationalen Bruderschaft des Ordens der „Compagnons de St. Hubert“ von Hermann Löns und der Lüneburger Heide.

TAGUNGSBERICHT
Über Jahrestagung 2008 des Forum Lebendige Jagdkultur e.V.
im Seehotel der Benediktiner-Abtei Maria Laach am Laacher See

Leitthema: Der Jäger, der wache Mensch
(José Ortega y Gasset in: Meditationen über die Jagd)


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Mildwarme Luft lag an diesem Freitag des 23. Mai über dem Laacher See, als die Mitglieder des FORUM LEBENDIGE JAGDKULTUR bei freundlich hellem Sonnenschein um "high noon" herum am Tagungsort, dem Seehotel der Benediktinerabtei Maria Laach, anreisten. In Vertretung des Schirmherren, des Abtes Benedikt Müntnich, begrüßte FORUM-VORSTAND Ing. Herbert Rosenstingl mit Gattin (Wien, Bildmitte) erste Gäste. Unter ihnen die beiden Repräsentanten des CIC und FLJ-Mitglieder Dr. René Felber (Zürich, links) und Gert G. von Harling (Lüneburg, rechts)


Am frühen Nachmittag eröffnete der Vorsitzende des Vorstandes, Dr. Günter R. Kühnle, die Jahrestagung im Seehotel Maria Laach und zeichnete zum Auftakt des Programmpunktes Autorenlesungen den Mitbegründer und langjährigen Vorstand der Vereins, Dr. Hubert Suter, mit der Ernennung zum Ehrenmitglied des FORUMS aus. Die besonderen Verdienste um Bestand und Fortbestand des Vereins, eine Fülle kreativer und integrativer Leistungen für das FLJ werden in der Ernennungsurkunde entsprechend ausgeführt und gewürdigt.

Anschließend präsentierten FLJ-Autoren Kostproben aus eigener Lyrik und belletristischen Beiträgen, die in der 2. Anthologie des FORUMS enthalten sein werden. Besondere Aufmerksamkeit des Publikums erfuhr die Lesung des FLJ-Autors Dr. med. Jochen Portmann ( Bild unten rechts neben FLJ-Vorstand Herbert Rosenstingl).


Dr. Jochen Portmann hat die spannenden und weltweit verbreiteten Erlebnisberichte Jim Corbetts in dem Buch: Jagd auf Menschen fressende Tiger, jüngst aus dem Englischen in die deutsche Sprache übersetzt und ein besonders eindrucksvolles, fesselndes Kapital daraus in Maria Laach vorgetragen.

Erich Henn, der mit weit beachteter jagdthematischer Lyrik in gekonnter Verschränkung sinnlich-übersinnlicher Wahrnehmung von Natur und Waidwerk mit Tiefsinn zum Nachdenken über Sinn von Sein in Kultur und Natur anregende FLJ-Autor reflektierte zunächst auf das vermeintliche Problem einer sich im Ungewissen verlierenden jagdthematischen Lyrik. Der Frage: Was Jagdlyrik wollen kann, gibt er eine positive Prognose. Im Angesichte des auch jagdkulturellen Wandels versucht er mit seinen Gedichten eine Lösung, einen Spagat zwischen Symbolismus und Pragmatismus, eine Synthese von vordergründigem Schein und dem, was im Sinne von Immanuel Kant hinter den Dingen und diesen voraus liegt, herzustellen.

Eine Hommage an die natürliche Umgebung seiner Heimat und seines Jagdreviers, an die Vulkaneifel, in deren Schoß sich der Laacher See einbettet, trug der Eifeljäger, Arzt und Lyriker Dr. Herbert Pira aus Remagen vor.


Dr. Herbert Pira hatte darüber hinaus auf Veranlassung durch den FLJ-Vorstand einen ungewöhnlichen jagdthematischen Text mit einer kritischen inhaltlichen wie stilistischen Analytik untersucht und hierzu eine Bewertung dargeboten.

Zum Buch, zum Autor und zum Problem,

Paul Parin: Die Leidenschaften des Jägers.

Parin, selbst passionierter Jäger und ein weltweit angesehener, in der Fachwelt anerkannter Psychoanalytiker aus Zürich, dessen Buch Jagderzählungen mit Motivinterpretationen der Akteure enthält, hatte schnell eine Auflagenhöhe erreicht, deren Umfang jedes andere noch so beliebte Jagdbuch in der allgemeinen Verbreitung weit übersteigt: Worin liegt, so wollten der Vorstand und die FLJ-Autoren mit ihren Gästen von Dr. Herbert Pira erfahren, die außergewöhnliche öffentliche Akzeptanz dieses Jagdbuches?

Jagdmotiv als Triebverschränkung ?

Der Referent führte zum Inhalt aus, hier seien Jagderlebnisse motivursächlich mit der menschlichen Sexualität verbunden worden. Nach Überzeugung des Autors Parin bestehe ein triebursächlicher Zusammenhang zwischen beiden Bedürfnisebenen menschlicher Sinnlichkeit. Der Referent zeigte sich aufgrund solcher universell formulierten Feststellungen empört, wies deren generalisieren wollenden Charakter scharf zurück und verwies die Hypothese von Paul Parin auch aus seiner Sicht als erfahrener Arzt und Jäger in das Reich der abnormen Phantasie einer für den normalen Menschen und Jäger jedenfalls nicht repräsentativen Persönlichkeit des Autors Paul Parin.

Mit Textpassagen aus Parins Erzählungen über geschlechtliche Erlebnisse im Kontext der Jagd löste Dr. Herbert Pira bei den Zuhörern Irritationen und Abscheu aus. Absichtsvoll hatte der Referent solche mit dem Sprachgebrauch eines Fäkalvokabulars gespickten Textteile ausgewählt, um dem Publikum einen Eindruck von dem zu vermitteln, was Belletristik nach seiner Ansicht gerade nicht ist.

Anmerkung der Moderation:

In dem vorliegenden Text präsentiert, so scheint es, der Autor Paul Parin offenbar ein der Sinnlichkeit allein verfallenes Menschenbild. Er kultiviert ein Verständnis von Freiheit und Selbstverwirklichung , das Jagd und Jäger in ein der Freiheit gerade entgegen gesetztes und missverstandenes Wechselverhältnis bringt, indem Freiheit mit Libertinage gleich gesetzt wird. Eine Jean Jacques Rousseau zugeschriebene Äußerung im Angesichte eines falsch verstandenen Freiheitsideals, das vorrevolutionär häufig mit Zügellosigkeit gleich gesetzt wurde, drängt sich auf:

Frei willst Du sein? Frei ist nur das Schwein, das sich dann am wohlsten fühlt, wenn es sich im Schlamme sielt.

Von "Don Quijote im grünen Loden"
bis "Ortega-Preis für Jagdkultur"

Den Schwerpunkt des zweiten Tages der Veranstaltung (Samstag, 24.Mai) bildeten Vorträge und die Verleihung des Ortega-Preises für Jagdkultur an die Jagdzeitschrift WILDundHUND zusammen mit dem Chefredakteur Dr. Karl-Heinz Betz.


Dr. Günter R. Kühnle begrüßte die eigens für diesen Tag angereisten Gäste und dankte der Deutschen Gesellschaft José Ortega y Gasset für die hohe Ehre, die dem FORUM durch Übertragung der Preisverleihung des ersten Ortega-Preises für Jagdkultur erwiesen wurde. Er stellte sein Referat:

Das Leben unter dem Anspruch von Glück,
das kulturelle Europa als Idee und seine politische Vollendung im Sinne der Kulturphilosophie von José Ortega y Gasset.
Anmerkungen zum Sinn und Ziel des Jagens aus dem Aspekt der Kulturevolution

mit Rücksicht auf das Zeitbedürfnis für andere Vorträge zurück und bot dem Publikum zum Ersatz ein Skriptum an.

Dieter Stahmanns Beitrag: Don Quijote im Grünen Loden trug teils zur Erheiterung des Publikums bei, teils machte er seine Zuhörer nachdenklich, wenn Waidwerk und Jäger in eine Analogie zu Don Quijote gebracht wurden. Es gelang ihm in gewohnt gekonnter Art, hinter der Leichtigkeit gedanklichen Spiels und vordergründigem Humor Tiefsinn zu verbreiten.


Der bekannte Schwarzwildexperte Norbert Happ beeindruckte als Gastreferent durch die Verbindung eines nüchternen Sachthemas, der Biologie, Ethologie und Bejagung des Schwarzwildes mit einer an José Ortega y Gasset ausgerichteten jagdthematischen Handlungstheorie. Dem um tiefere Erkenntnisse und besseres Wissen bezüglich Biologie, Verhalten und Bejagung der Sauen bemühten Jäger ist der Referent durch seine weit verbreiteten und in Fachkreisen stark beachteten Abhandlungen im Buch: Hege und Bejagung des Schwarzwildes gut bekannt. Norbert Happ zog die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auf die von ihm deutlich herausgearbeitete notwendige Verbindung von wechselseitig abhängigen Verhaltensweisen einerseits des bejagten Tieres, andererseits des Jägers. Er machte auf solche Weise klar, dass Hege, richtig verstanden, und die gewöhnungsbedürftige Vokabel Wildtiermanagement keinen Widerspruch bilden, sondern bloß die jeweils andere Seite derselben Medaille sind. Erfolgreich perfektionierte er hiermit im logischen Aufweis einer notwendigen Verbindung zwischen "Jagdtrieb" und dessen Beherrschung durch Selbstkontrolle (Jagdmoral) das Leitthema:

Schwarzwildjagd im Konflikt zwischen Waidwerk und Schädlingsbekämpfung.


Ebenfalls großes Interesse erweckte Prof. Dr. Johannes Dieberger, Wien, mit einem auf die sprachliche Regionaltypik abgestellten Vergleich der Deutschen Jägersprache aus dem Aspekt einer Entwicklungstendenz hin zu einer überregionalen Sprachkultur, die jagdthematisches Sprachgut teilweise aufnimmt und gewissermassen auch "internalisiert".

Das zweite Referat nahm den Menschen und Jäger der Morgenröte (Steinzeit) in den Blick und widmete das Interesse jenen metaphysischen Bezugsgrößen, denen der Mensch der Urzeit als Jäger teils mit Furcht, teils in religiöser Verehrung begegnet ist: Jagdgötter und christliche Schutzpatrone der Jagd.

Der Arzt und FLJ-Autor Fritz Bergner hatte in den vorliegenden Biographien zu Hermann Löns eine schiefe Sichtweise der Jägerpersönlichkeit des Löns festgestellt. Er erarbeitete aus einer Fülle von Lönstexten aussagefähige Passagen, die beweisen, dass der Heidedichter ein hoch passionierter Jäger gewesen ist. Dem widerspreche keineswegs ein tiefinneres Naturerleben des Autors Löns, sondern erhebe ihn nur über die primitive Aktionsform der zügellosen Jagdausübung vieler Jäger mit nur geringer Selbstkontrolle, die nach dem Erfolgsmotto: "Bumm und um" jagen und Jagd nur auf diese Weise erleben. Die leidenschaftliche Naturerfahrung von Löns erweise sich auch in Lönslyrik, die nicht jagdthematisch, aber jagdkontextuell sei wie in einem bekannten, tief- und feinsinnigen Gedicht:


Es gibt nichts Totes auf der Welt,

Hat alles sein` Verstand,

Es lebt das öde Felsenriff,

Es lebt der dürre Sand.

Lass deine Augen offen sein,

Geschlossen deinen Mund,

Und wandle still, so werden dir

Geheime Dinge kund.

Dann weißt du, was der Rabe ruft,

Und was die Eule singt,

Aus jedes Wesen Stimme dir

Ein lieber Gruß erklingt

(Hermann Löns)

Mit einer Widerlegung der so genannten OVERKILL-HYPOTHESE aus USA bzw. dem "Mammut-Blitzkrieg" befasst sich FLJ-Ehrenmitglied und Gründungsnestor Dr. Hubert Suter. Mit schlüssigen Argumenten widerlegte er die wohl abenteuerliche Auffassung über die vermeintlichen Ursachen des Niederganges rezenter Mammutpopulationen in USA.

Mit dem Beitrag: Das vergessene Fernglas, zeigte FLJ-Autor und Emeritus der Sozialwissenschaften, Prof. Dr. theol. Dr. phil. Jörg Kniffka ein belletristisches Geschick, das den meisten der FLJ-Kollegen und dem Publikum leider zu lange verborgen blieb. Nach Art des Aufbaus einer Novelle (zwei Höhe-, zwei Wendepunkte) bildete die Erzählung jagdthematischen Inhaltes sowohl sprachlich als auch stilistisch eine Kostprobe von dem, was Jagdbelletristik eigentlich sein könnte. Die ebenso humorvolle wie feingeistige Behandlung des Inhaltes rundeten diesen Eindruck zu einer fast idealen Harmonie von Inhalt und Form (Klassik) ab. Kurze Zeit nach seinem Auftreten in Maria Laach erlag Jörg Kniffka den Folgen einer Operation. Das FORUM trauert um eine seiner Lichtgestalten, die in unserer Organisation eine qualitativ nur schwer zu schließende Lücke hinterlässt.

Eine Überraschung präsentierte der Züricher Mediziner und FLJ-Autor Dr. René Felber: Er schenkte dem FORUM 30 Exemplare seines neuen Bildbandes zur jagdthematischen Porzellanmanufaktur in der Absicht, den Verkaufserlös der Kasse des gemeinnützigen Vereins zur Verfügung zu stellen. Das Leitthema des Bildbandes, den der Autor Dr. Felber zusammen mit seiner Gattin Friederike mit zahlreichen Bilddokumenten über Jahrhunderte Porzellankunst zwischen Schweiz und Dänemark zusammengestellt hatte, lautet: TAFELKULTUR und JAGD.


Besondere Aufmerksamkeit des Publikums erfuhren auch die weiteren Beiträge der FLJ-Autoren Herbert Witzel, Erich Hobusch, Gert G. von Harling, Franz Henninghaus. Eine Abhandlung von Dr. Ingo Mazurek zum kulturellen Wandel am Beispiel praktischer Jagdformen und der Verschiebung von Wertpräferenzen bei der deutschen Jägerschaft über drei Generationen hinweg seit den Anfängen des 20. Jahrhunderts bis heute ließ erkennen, dass die soziopolitischen Veränderungen in Deutschland über Jahrzehnte hinweg auch analoge Änderungen der gruppenspezifischen Formen des Jagdverhaltens abbildeten: Jägerinnen und Jäger sind eben immer und jederzeit auch in Teilhabe am übrigen gesellschaftlichen Kanon zu begreifen, dem sie sich nur vorübergehend zur Zerstreuung, Erholung oder des Beutemotivs wegen jagend entziehen.

FEIERSTUNDE
zur Verleihung des 1. Ortega-Preises für Jagdkultur

Die Deutsche Gesellschaft José Ortega y Gasset, Förderkreis Kultur e. V. hatte das FORUM-LEBENDIGE-JAGDKULTUR e.V. mit der Verleihung des Ortega-Preises beauftragt. Zur Entgegennahme des Preises waren für die Preisträger, die Jagdzeitschrift

WILDundHUND und Chefredakteur Dr. Karl-Heinz Betz, Dr. Betz mit seinem Stellvertreter, Heiko Hornung, erschienen. Die Landesjagdverbände Bayern und Rheinland-Pfalz schenkten der Veranstaltung durch Anwesenheit mehrerer Honoratioren der Verbandsspitze Aufmerksamkeit und Beachtung.

In "Eilmärschen" hatten sich die Damen und Herren der preisgekrönten Thüringer-Bläsergruppe-Ottmannshausen vom Auftritt bei dem Bundesjägertag am Vormittag desselben Tages in Weimar nach Maria Laach begeben. Sie bildeten hier mit zahlreichen Darbietungen einen bunten und festlichen musikalischen Rahmen der Feierstunde.


Dr. Günter R. Kühnle begrüsste die Festgäste und dankte dem Schirmherrn der Tagung, Abt Benedikt, der sich vom Prior der Benediktinerkommunität Maria Laach, Pater Petrus, vertreten ließ, für sein Engagement. In der Festansprache würdigte Dr. Kühnle die im jagdkulturellen Milieu von Deutschland führende Position der Jagdzeitschrift WildundHund, die er selbst, wie Kühnle betonte, seit mehr als 50 Jahren im Abonnement besitze.


Jedem Erfolg ist eine Idee vorangestellt:

Damit das große Werk vollende, genügt ein Kopf für tausend Hände
(Johann Wolfgang von Goethe)

Dr. Kühnle hob in der Festrede hervor, Dr. Betz habe rechtzeitig mit seiner Initiative erkannt, dass Lebendige Jagdkultur nur auf dem Fundament jagdlicher Erinnerungskultur die geistigen Leitlinien jagdlichen Handelns künftiger Jägergenerationen im Interesse der jagdkulturellen Permanenz beeinflussen kann.

In besonderer Weise gelte der Idee von Dr. Karl-Heinz Betz, die Konnotationen der Begriffe von Wild bzw. Jagdhund in der deutschen Jägersprache im Rahmen einer Heftserie der Zeitschrift anschaulich darzubieten und zur praktischen Verwendung aufzufrischen, der Respekt aller Jägerinnen und Jäger, die dem Waidwerk und seiner Kultur verbunden seien.

Abt Benedikt Müntnich, Schirmherr der Tagung, ließ durch den Prior der Benediktinerabtei Maria Laach, Pater Petrus Nowack, Grußworte an die Preisträger, das FORUM und seine Gäste übermitteln. In einem mit tiefsinnigen Gedanken erfüllten Vortrag nahm der Benediktinermönch Ausblick auf die aktuelle praktische Jagd in Deutschland und neigte sich weit zurück auf deren Ursprünge zum Beginn der Morgenröte der Menschheit.

Er hob die Bedeutung der Jagdkultur aus den Ansätzen der Vor- und Frühzeit hervor und verfolgte den Weg der Kulturevolution aus ihren jagdlichen Wurzeln bis in unsere Zeit. Die Entwicklung der Geistesgeschichte sei über Jahrtausende eine Geschichte der Jagdkultur. Sie setze sich jagdthematisch von der Antike z.B. mit Platons "Sophistes" in der Neuzeit bei Nikolaus von Kues (De venatione sapientiae) fort und finde Niederschlag auch im konkreten Brauchtum moderner Menschen. Es werde oft verkannt, dass die über das naturale, vor- und frühkulturelle Jagdschema dem Menschen eingeborenen Denkstrategien in den heute anzutreffenden kognitiven, aber vorbewussten Elementen eine Ausdifferenzierung erfuhren.


Der Laudator, Vorsitzender des Kulturausschusses des LJV-Bayern, der Arzt und Jagdmaler Dr. Jörg Mangold pries in einer Laudatio das hohe journalistische und jagdkulturelle Niveau der Jagdzeitschrift WildundHund. Obwohl er selbst Mitarbeiter einer in Bayern erscheinenden Jagdzeitschrift sei, habe er aber immer schon bevorzugt WildundHund gekauft und schließlich dann auch, als Dr. Karl-Heinz Betz die Chefredaktion antrat, diese Jagdzeitschrift abonniert.


Der Laudator erinnerte an die weit gefächerte jagdkulturelle Spannweite der Aktivitäten des Preisträgers Dr. Karl-Heinz Betz. Schon vor Jahren habe er, Dr. Mangold, mit Dr. Betz zahlreiche spannende und die Jagd in der Öffentlichkeit positiv einbringende TV-Sendungen bei dem Sender Seasons verantwortlich gestaltet. Der heute zu verleihende 1. Ortega-Preis für Jagdkultur zeichne nach seiner Überzeugung aus gutem Grunde eine Jagdzeitschrift mit ihrem ideenreichen Chefredakteur Dr. Karl-Heinz Betz als Preisträger aus, die sich nicht nur dem gewohnten Bild der Pflege von Erinnerungskultur allein verpflichtet fühlen und darin bei der kulturellen "Asche" verharren, sondern die leuchtende Flamme der lebendigen Jagdkultur kreativ und innovativ voran tragen. Wohl nur mit Strategien dieser Art könne es gelingen, zum Beispiel mit Pflege der Jägersprache als einem alle Jägerinnen und Jäger verbindenden kommunikativen Band Jagdkultur stärker praktisch sein zu lassen.

Wir hoffen und wünschen, dass der Preisträger des heutigen Tages nicht müde wird auch in Zukunft die Jagdkultur zu bewahren, Finger in offene Wunden zu legen, unliebsame Themen zum Wohle der Jagd anzusprechen, uns Jägern immer wieder den Spiegel vorzuhalten, damit wir besser werden.

Denn Jagen heißt:
Wurzeln im gestern
Stehen im heute
Und kämpfen für morgen.

Die FLJ-Vorstände Ing. Herbert Rosenstingl und Dr. Günter R. Kühnle stellten Publikum und Preisträger in launigen Worten die Verleihungsurkunde mit einem Scheck über 3000 € Preisgeld vor.

Dr. Kühnle überreichte dem Preisträger, Dr. Karl-Heinz Betz, den Preis. Dieser nahm ihn in eigener Sache und stellvertretend für WILDundHUND entgegen. Der Preisträger dankte der Deutschen Ortega-Gesellschaft für die hohe Auszeichnung mit Anerkennung seiner jagdjournalistischen Arbeit, die er als Hochschätzung auch der erfolgreichen und kreativen Arbeit seiner gesamten WuH-Redaktion empfange. Ohne dieses Team sei die Zeitschrift nicht das, was der Laudator oder andere Festredner heute lobend von ihr gesagt haben. Dr. Betz kündigte an, das Preisgeld werde in jagdkultureller Absicht an das Deutsche Jagdmuseum in München weiter gegeben.


Zum Ausklang der Feierstunde erwiesen die Thüringer Jagdhornbläser dem Landesjagdverband von Rheinland-Pfalz, in dessen "Bannkreis" die Tagung veranstaltet wurde, besondere Reverenz. Zu Ehren des anwesenden Präsidiumsmitgliedes Lorenz Steden spielten sie ein Potpourrie beliebter Melodien.

Mitglieder und Gäste des FORUMS "kultivierten" bei dem nachfolgenden Spätdiner mit Preisträger Dr. Karl-Heinz Betz teils gute Gespräche, teils einen thematisch bunten Gedankenaustausch vor dem Hintergrund sehr unterschiedlicher Interessen.


TAGUNGSBERICHT
Über Jahrestagung 2007 des FORUM in ASCHAU/Chiemgau
Jagdkultur auf der Fährte des Freiherrn von Cramer-Klett

Ein sonnendurchfluteter Zauber des erwachenden Frühlings hüllte mit sommerlichen Temperaturen Landschaft und Leute am Chiemsee in eine stimmungsvolle Harmonie mit der Natur, als Theodor Rasso Freiherr von Cramer-Klett am 13. April im Tagungssaal des Burghotels Aschau Mitglieder und Gäste des FORUM LEBENDIGE JAGDKULTUR e.V. zur Eröffnung der Jahrestagung des Vereins begrüßte. Der Baron war zugleich der Schirmherr der dreitägigen Veranstaltung (13. bis 15. April 2007), die im Zeichen von Leben, Werk und Persönlichkeit des renommierten und beliebten Jagdbelletristen, Ludwig Benedikt Freiherr von Cramer-Klett, Vater des Schirmherrn, stand. Das FLJ erinnerte damit an den jüngst begangenen 100. Geburtstag des Autors, der 1985 kurz vor Publikation seines letzten großen Werkes: “Zum Jagen zog ich frohen Sinn`s“ gestorben war.

In seinem Eröffnungsvortrag stellte Freiherr von Cramer-Klett die forst- und jagdpolitisch gelenkte Entwicklung der Populationen des bayerischen Hochgebirgswildes in den Kontext eines Vergleichs mit dem allgemeinen kulturellen Wandel, um die Verschränkung praktischer Nutzungsinteressen der Eigentümer mit den weltanschaulichen Strömungen und Wirkungen im Ausdruck des Slogans „Wald vor Wild“ deutlich werden zu lassen.

Der gleichursprüngliche Anspruch aller Glieder der Schöpfung, im Selbstwert ihres Daseins geachtet zu werden auferlege uns eine Verantwortung gegenüber der Natur, die Handlungsfolgen bedenkt. Wenn der Mensch bei unterschiedlichen Interessen egoistische Ziele in der Naturnutzung verfolgt, dann kann von ihm gefordert werden, dass sich seine natürliche Überlegenheit unter kultivierten Bedingungen vollzieht. Das bedeutet auch, anderen Kreaturen einen angemessenen Lebensraum mit Bedingungen zu belassen, die der Natur des Tieres entsprechen. Dieser Verzicht auf einseitige Naturausbeutung sei wohl in jüngerer Zeit zum Beispiel im Falle des Rotwildes zu Gunsten menschlicher Nutzungsinteressen verletzt worden. Allmählich aber deute sich auf politischer Ebene und auf der Seite der Interessenvertreter des Waldbaus ein Motivwechsel an, der eine ökosystemgerechte Harmonisierung aller Nutzerinteressen anzustreben scheine.

Thomas Franke hatte zur Demonstration der Jagdhörner, die über mehrere hundert Jahre hinweg in unterschiedlicher Ausprägung Zeugnis der Jagdmusik ihrer Epoche sind, zahlreiche historische Instrumente mitgebracht. Auf die musikalischen Darbietungen des FLJ-Mitgliedes waren die Anwesenden besonders gespannt, weil der Hornspezialist mit seiner Gruppe jüngst im ersten internationalen Bläserwettbewerb, initiiert und ausgeschrieben vom DJV, den 1. Preis gewonnen hatte. In seiner Übersicht zu Zweck und Funktion der jeweiligen Blasinstrumente in der jeweiligen Epoche führte er die passende historische bzw. traditionelle Uniform vor. Er beeindruckte die Teilnehmer der Tagung mit schauspielerischem Talent des Kostümwechsels ebenso wie er seine Instrumente mit einer Kostprobe der schönsten Hornmelodien zur Freude der Zuhörer einsetzte. Er fand mit der professionellen Darbietung von improvisierten Musikstücken in selten anzutreffender Perfektion und Klangvariation starken Beifall.

Fritz Bergner führte die Teilnehmer mit einem Vortrag zur schriftstellerischen Entwicklung des Jagdautors Ludwig Benedikt Freiherr von Cramer-Klett auf die Fährte der Belletristik. Er bot einen Einblick in die geistigen Strömungen, die den jungen „Jagdbaron“ damals beeinflusst und seinen Schreibstil geprägt hatten. Der Schirmherr folgte Bergners Ausführungen mit erkennbarem Interesse an Insiderkenntnissen der Vita seines Vaters, die ihm wenigstens zum Teil bisher verborgen schienen. Wer bisher den Jagdautor Cramer-Klett nur wenig kannte, dem gereichte Bergners Beitrag zum Anreiz auf eine Annäherung an eine jagdliche Belletristik, die wenigstens für ihre Zeit beispielhaft war und sprachlich wie ebenso stilistisch neben Friedrich von Gagern und Hermann Löns eine Erinnerungskultur der europäischen Jagd und Ihrer Traditionen mit begründet hat.

Erich Henn Herbert Witzel

Die FLJ-Mitglieder Erich Henn (Lyrik) und Dr. Fritz Sieren (ohne Bild) beschlossen mit Beiträgen bzw. Lesungen aus aktuellen Werken den ersten Tag der Veranstaltung. Die Autoren Fritz Sieren und Herbert Witzel, vermittelten mit Lesungen aus jüngerer Belletristik, die inhaltlich das Erleben und die praktische Seite der Jagd im Ausland beschrieb, einen Eindruck vom immer rascher verlaufenden kulturellen Wandel, wenn man mit der Literatur beispielsweise des F. von Gagern, Hermann Löns oder des L. Benedikt von Cramer-Klett vergleicht. Die Sprache ist modern, anschaulich und schwungvoll. Schnörkelfrei vermittelt sie bei der Schilderung jagdlichen Erlebens im Kontext der dargebotenen sozialen und natürlichen Bedingungen das zeitgemäße Empfinden und ökologische Bewusstsein einem hierfür aufgeschlossenen Leser unserer Zeit. Wir begegnen einer jagdlichen Belletristik, der es gelingt, die geistigen Grundzüge unserer freien und liberalen Gesellschaft mit ihren Werten und Normen kulturvariant (im In- und Ausland) zu repräsentieren. Die Beiträge der beiden FLJ-Autoren in Aschau setzen sich auf diese Weise erfrischend gegen ein schriftstellerisches Niveau ab, das allgemein, aber auch bei vielen neueren jagdthematischen Publikationen in Sprache, Stil, Form des Erlebens der Jagd häufig dem entspricht, was wir im kulturellen Wandel unserer Gesellschaft bzw. Leitkultur vergleichbar wahrnehmen können: Das literarische Niveau folgt den Bildungsvorgaben der Politik, die die Messlatten verändert hat, damit möglichst alle zum Ziel gelangen können.

Prof. Dr. theol. Dr. phil. Jörg Kniffka (FLJ-Arbeitskreis Kulturevolution und Ethik) brachte mit einem Leitreferat zu den Normen der Jäger Ernst und Nachdenklichkeit in den zweiten Tag der Veranstaltung. Kritisch wies er darauf hin, dass die Verbindlichkeit von jägerischen Normen (z.B. jene im Ausdruck der Weidgerechtigkeit) überhaupt erst dann einen Sinn mache und nur dann zu fordern sei, wenn fest stehe, aus welchen Werten sich solche Normen ableiten. Sei aber, wie es scheine, eine Wertorientierung nicht vorgegeben oder werde sie sogar verächtlich gemacht, dann seien noch so hehere Normen hohl. Es sei die konkrete und zugleich vornehmste Aufgabe einer lebendigen Jagdkultur, Werte und Normen im richtigen Verhältnis und in der richtigen Beziehung zueinander (Normen leiten sich vom Wertefühlen ab und nicht etwa umgekehrt) zu vermitteln. Das Credo des Professors: „Jagd-Kultur zwischen deskriptiver Anspruchslosigkeit und elitärer Überheblichkeit als ästhetisch-moralische Entwicklung der Realität.“

Dieter Stahmann Franz Henninghaus

Die folgenden Beiträge von Dieter Stahmann (FLJ-Arbeitskreis Jagdkultur und Gesellschaft) zu einer jagdkulturellen Grundsatzfrage: “Was ist und wozu gibt es Jagdkultur“, und Franz Henninghaus machten Jagd im Lichte ihrer Kultur wieder praktisch. Stahmann kündigte die Herausgabe eines Buches mit der „Geschichte der bürgerlichen Jagdkultur“ an. Er rief zur Mitarbeit an diesem Thema auf und wandte sich entschieden gegen die heute oft anzutreffende Sichtweise der Jagd bloß aus dem Aspekt ihrer Funktionalität. Eine Reduktion von Jagdkultur auf die bloß funktionale Seite des Jagens entspreche nicht der Natur des Menschen, die wesentlich durch seine Emotionalität geprägt ist. Die Erfüllung der Bedürfnisse einer von Passion angetriebenen Jagd und zugleich die freiwillige Zähmung der Triebe, die der Jäger im Zaume hält, seien neben der jagdpraktischen Funktion der Schmelztiegel, in dem Kultur entstehe. Bürgerliche Jagdkultur sei elementar aus dem Bewusstsein der Verschränkung beider Sphären, aus dem Motiv zu jagen einerseits und aus der Handlungsorientierung an praktischer Sinngebung und Zweckmäßigkeit andererseits erwachsen.

Franz Henninghaus (FLJ-Arbeitskreis kulturelle Evolution von Waffen) referierte mit eindrucksvollen Fotos (Waffentechnik) zur historischen Entwicklung der Kunst des Büchsenmacherhandwerks in kultureller Absicht. Er bot am Beispiel der „kulturellen Evolution“ von Jagdwaffen einen Überblick über die mögliche Synthese von Handwerk und Kunst bzw. von Technik (Zivilisation) und Kultur (z.B. Gravuren).

Der Hamburger Rechtsanwalt und Fachanwalt für Jagdrecht, Dr. Florian Asche nahm als Gastreferent das neue Stiftungsrecht in Jagd verbundener Absicht in den Blick. Mit dem rechtlichen Instrument von Stiftungen aus Jägerhand sei es nach seiner Überzeugung möglich, das Image der Jagd und Jäger im kollektiven Bewusstsein der Bürger (gesellschaftliches Ansehen) wesentlich zu verbessern, weil damit einem Interesse gedient werden könne, das als soziale Größe gesellschaftlich Beachtung und Anerkennung findet. Milliardenvermögen, die nicht vererbt werden seien bisher die Tummelwiese anderer gemeinnütziger Organisationen mit Naturschutzinteresse (BUND, Greenpeace und andere).Wie denn, so fragte Dr. Asche, wenn wir es mit intelligenten Anreizen erreichen könnten, zum Beispiel Kindergärten in Großstädten auf Steuer befreiter Stiftungsbasis aus Jägerhand zu etablieren? Eine jagdfreundliche junge Generation wäre wohl ein lohnendes Ziel für Initiativen dieser Art. Auch könnte Stiftungskapital steuerfrei der Alterssicherung von Jägerinnen und Jägern dienen, wenn Seniorenheime mitsamt des medizinischen Betreuungskomforts in Jäger(Stiftungs)Hand dem kollektiven Interesse einer Gruppe (Jäger) anvertraut würde. Es sei unverständlich, dass die Jagdverbände diese offen auf der Hand liegende Chance bisher verschlafen haben. Dr. Asches Beitrag fand ungewöhnlich starke Aufmerksamkeit.

Universitätsprofessor Dr. Johannes Dieberger, Wien, (FLJ-Arbeitskreis Geschichte und Gegenwart der Jagd) referierte über den Wandel des ökologischen Bewusstseins von der Barockzeit bis zur Moderne. Sein mit Bilddokumenten dargebotener sehr anschaulicher Beitrag machte deutlich, dass die Rohigkeit der zur Feudalzeit praktizierten Jagdmethoden im Übergang zum Zeitalter der Aufklärung (etwa seit der französischen Revolution von 1789) im Einklang mit einer sich verändernden Mensch-Tier-Beziehung einen jagdkulturellen Wandel eingeleitet hat. Dieser wurde immer stärker von unserer Wahrnehmung des Tieres als fühlendes Wesen, als Mitgeschöpf geprägt und führte im deutschsprachigen Raum zu einer Mentalität, auf der sich das moralische Bewusstsein des Jägers zur Weidgerechtigkeit formen konnte.

Der Arzt und Lyriker Dr. Herbert Pira lenkte die Aufmerksamkeit der Teilnehmer mit einem Beitrag: „Innen, im Gemüt - Allein, aber nicht einsam“ von der strengen Sachlichkeit der Referate zur Besinnlichkeit und Nachdenklichkeit im Hinwenden auf das Erleben des Jägers als das Innen seiner Welt- und Jagderfahrung: Der Jäger sei oft allein, nie aber sei er einsam, meinte der Doktor und stellte eine Reflexion auf bekannte Lyriker wie z.B. Rilke als Textanalyse vor seine eigenen Gedichte. Diese Art der Einleitung bei Darbietungen eines Lyrikers sind sehr selten und ungewöhnlich. Die Dichtung unserer Zeit geht, wie wir häufig den Eindruck gewinnen können, nicht unbedingt mit einer Verwiesenheit auf Geist einher. Herbert Piras Methode, dem Zuhörer bzw. Leser das Indirekte und Verborgene in anspruchsvoller Lyrik systematisch zu entbergen verdient deshalb Anerkennung. Rilkes Gedicht „Der Panther“ als thematisch analoge Berufung auf eine fremde Feder wurde von dem Lyriker im weiteren Kontext des Dichters Georg Trakl als dialektisches Stilelement dargeboten. Rilkes „Panther“: Ein Urbild des Jägers der Wildnis bewegt sich einsam und allein hinter den Stäben seines Käfigs und sein Blick war müd geworden, dass er nichts mehr hält, stumpf und teilnahmslos. Umgekehrt erlebt der freie Jäger, Homo Venator, der ebenfalls oft allein in der Natur der eigentlich wache Mensch ist, wie José Ortega y Gasset es treffend bemerke, seine Abgeschiedenheit nicht als Einsamkeit. Eine Textzeile aus einem Gedicht von Herbert Pira, vorgetragenen in Aschau, lässt das Innen, das Erleben des Jägers in ein Bild verhüllt für die Außenwelt wahrnehmbar werden: „Kreuzt jetzt ein reifes Wild meine Fährte, - Und ist mir Diana gewogen, so schweige ich lange - Und decke die Beute habichtsgleich.“

Das Referat des Dr. Ernst Georg Renda, Universität Mainz, wurde von dem Referenten wegen Verhinderung zur Teilnahme an der Tagung als Druckvorlage angeboten. Der Vorsitzende und Veranstaltungsleiter, Dr. Günter R. Kühnle, erteilte hierzu eine Erläuterung zur Einführung. Dr. Rendas Vortrag zu Jagdkultur und Wissenschaft an deutschsprachigen Universitäten zum Erlangen einer akademischen Qualifikation (Dissertationen und Habilitationsschriften) fand starkes Interesse. Dr. Renda hat herausgearbeitet, dass es eine Fülle solcher Arbeiten gibt (vgl. Verlinkung Extraseite mit Referat Dr. Renda), die irgendwie mit Jagd zu tun haben. Die Jagd als Objekt wissenschaftlicher Forschung aber sei nur in weniger als 10 Arbeiten auffindbar.

Zur Jagdbelletristik im Literaturvergleich der Schriftsteller Friedrich von Gagern, Ludwig Benedikt Freiherr von Cramer-Klett und Diether Cord Voigt von Veltheim (Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Voth, Mainz) leistete Ing. Herbert Rosenstingl, FLJ-Vorstandsmitglied, eine herausragende Analytik der schrifstellerischen Essentials der drei genannten Autoren. Rosenstingl zeigte das je und je individuell Spezifische und Individuelle an Textbeispielen auf. Er hatte Übereinstimmungen ebenso herausgearbeitet wie die Differentia spezifica der Belletristen. Er vermied grundsätzlich eine Qualifizierung nach sprachlichem, stilistischem oder inhaltlichen Niveau mit einem niemand kränken wollendem Charme, der wohl nur von einem Österreicher geleistet werden kann! Er fragte also nicht danach, was denn an den Texten das Merkmal Belletristik beanspruchen könne, sondern er wich geschickt zu der Frage aller Fragen der Literatur aus: Was ist Klassik? Klassik ist die ideale Übereinstimmung von Inhalt und Form. Klassische Belletristik konnte er so auch bei allen Autoren irgendwie, irgendwo antreffen, „wenn man nur lange genug liest“. So vermochte der Referent allen drei Belletristen bescheinigen, mit repräsentativen Textpassagen den Anspruch auf Reputation aus dem Aspekt klassischer Belletristik erheben zu können; jeder auf seine Weise! Wesentlich aussagefähiger war ein anderes Ergebnis der Rosenstinglschen Untersuchung: Die Jagdbelletristik der drei genannten Bezugsgrößen hatte ihre Zeit und sie ist für ihre Zeit auf hohem Niveau repräsentativ. Für unsere Zeit scheint Jagdbelletristik andere Maßstäbe zu setzen, die nur schwer im Lichte von Klassik anzusprechen sind. Gut ist Literatur für den Verleger, wenn sie sich auflagenstark verkaufen lässt. Dies scheine immer stärker der Maßstab für Jagdbuchverlage zu sein und der Maßstab ähnelt verdächtig jenem der Bildzeitung: Vox populi, ist das Belletristik? So lautete die zum Fazit gestellte Frage aus dem Vergleich der oben genannten drei Belletristen zu ihren Epigonen von heute.

Keine Basis für eine multinationale Jagdkultur

Eine Podiumsdiskussion zum Verhältnisses der Jagdkultur im Kontext der europäisch-abendländischen Leitkultur füllte den Abschluß des dritten und letzten Tages der Veranstaltung, bevor der Schirmherr die Teilnehmer zum Besuch des Schlosses Hohenaschau und zur privaten Kapelle der Familie von Cramer-Klett führte. Als Orientierungsgröße wurde die Kulturdefinition der UNESCO (vergleiche hierzu den Text auf der Startseite des FORUM LEBENDIGE JAGDKULTUR) vorgegeben. Es wurde geprüft, ob sich der Begriff von Jagdkultur mit den Inhalten dieser Definition deckt. Über der Diskussion schwebte eine Abhandlung von Professor Dr. Dr. h.c.mult. Paul Müller, die auf der Website des FLJ im Vorfeld der Tagung veröffentlich wurde( vgl. hierzu Link „Homo Venator“). Sein Fazit: Lebendige Jagdkultur muß die Erinnerungskultur überwinden und zu interkulturellen, multinationalen Normen gelangen, die in New York genauso akzeptiert werden wie in Castrop-Rauxel.

Dieser Auffassung folgte das Podium nicht (Bild unten von links: Dr. med Herbert Pira, Universitätsprofessor Dr. Johannes Dieberger, Universitäteprofessor Dr. theol. Dr. phil. Jörg Kniffka, Dipl. Kaufmann Dieter Stahmann)

Eine Intervention aus dem Publikum von Herbert Witzel aufgreifend widersprachen die Diskutanten mit logischen Argumenten und stellten übereinstimmend fest: Jagdkultur ist wie die Jagd selbst in politische und rechtliche Rahmenbedingungen eingebettet und sie ist in ihrer Entwicklungsdispositionen von diesen Bezugsgrößen abhängig. Der jagdkulturelle Gestaltungsspielraum liegt räumlich also immer nur innerhalb der nationalen oder regionalen soziopolitischen Vorgaben. Lebendige Jagdkultur ist demgemäß Ausdruck der kulturellen Identität von Volkstum, Sprache, Brauchtum und Sitte eines Landes. Multinationale und multikulturelle Normen setzen zuallererst allgemein anerkannte Werte voraus, aus denen Normen ableitbar sind. Diese aber existieren nicht (Prof. Dr. Dr. Kniffka). Das Podium konnte sich nur auf zwei Merkmale der Definition von Jagdkultur einigen, die an der UNESCO-VORGABE orientiert wurden: Jäger sind eine soziale Gruppe. Jagdkultur ist spezifischer Ausdruck eines nationalen bzw. regionalen jagdkulturellen Schaffens und Lebens.

Daß die soziale Gruppe der Jäger im Sinne der UNESCO-Kulturdefinition über „unverwechselbare geistige Eigenschaften“ verfügt, dieses Merkmal konnte im Podium trotz angestrengter Bemühung nicht aufgefunden werden. Dagegen schien ein Konsens zu anderen Kulturkriterien im Sinne der UNESCO erreichbar, die beispeilsweise die unverwechselbaren emotionale Eigenschaften „ sowie die Existenz von „Wertesystemen, Traditionen und Überzeugungen“ als Elemente der Jagdkultur angeben. Hierüber soll eine spätere diskursive Vertiefung begriffliche Klarheit herstellen. Der hierzu im FLJ bestehende Arbeitskreis mir Dr. Günter R. Kühnle bzw. Prof. Dr. Dr. Jörg Kniffka soll hierzu für die Jahrestagung 2008 ein Diskussionspapier erarbeiten.

Zum Tagungsabschluß Besuch des Schlosses Hohenaschau

Theodor Rasso Freiherr von Cramer-Klett begleitete die Tagungsteilnehmer anschließend zur Privatkapelle der Familie Cramer-Klett. Von dort führte der Schirmherr zum Schlossbesuch, zu jener Stelle, wo er seine Kindheit erlebte und wo sein Vater, der beliebte und angesehene Jagdschriftsteller Ludwig Benedikt in einem Turmzimmer mit Blick weit in den Chiemgau und in sein geliebtes Bergrevier die viel gelesenen und preisgekrönten jagdbelletristischen Werke schrieb. Ein gemeinsames Mittagessen beendete die von Harmonie und Freundschaft, von Zerstreuung und Konzentration auf beachtenswerte Vorträge, von einer großartigen Symphonie des vorsommerlich heiteren warmen Wetters und der Schönheit einer Gebirgslandschaft stimmungsvoll geprägte Tagung. Der Schirmherr schien über Charakter und Verlauf der Veranstaltung erfreut und mit ihrem Ergebnis sehr zufrieden zu sein. Er verabschiedete alle Mitglieder des FORUM und ihre Gäste persönlich mit einer Herzlichkeit, die erkennbar Konvention überstieg.




EINLADUNG des FLJ e.V. zur JAHRESTAGUNG 2007

Jahrestagung 2007 des Forum Lebendige Jagdkultur e.V.
13. – 15. April in Aschau/Chiemgau

Unser Leitthema: In den Horizonten von Jägerethos und Jagdbelletristik

Zu der Mitgliederversammlung und Jahrestagung des Forum Lebendige Jagdkultur e.V. vom 13. bis 15. April 2007 in Aschau am Chiemsee lädt der Vorstand hiermit sehr herzlich ein. Im Schatten des Schlosses Hohenaschau liegt unsere Tagungsstätte, das Burghotel in Aschau. Die Teilnahmekosten und Anmeldebedingungen werden weiter unten näher angegeben.

Das Programm bietet Ihnen vielleicht auch wegen der besonderen Aktualität der Themen etwa zu den Fragen: Was überhaupt ist Kultur im europäischen Verständnis und worin besteht der Kernaspekt lebendiger Jagdkultur? oder: Die Normen der Jäger, ihre Entstehung und Lebensrealität, einen willkommenen Anlass zum Besuch unserer Tagung in Aschau! Sie können sich unmittelbar in die Sachdiskussionen einschalten und dabei mithelfen, die Jagdkultur aus den Schranken reiner Pflege einer Erinnerungskultur zu befreien und mit lebendiger Jagdkultur auch die Kultiviertheit der Gruppe der Jäger im gesellschaftlichen Ansehen zu fördern. Angesehene Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Forschung verschiedener Universitäten werden als Referenten hierzu Grundlagen aufzeigen und Horizonte ausleuchten. Für Diskussionsstoff ist also gesorgt.

Mit der Wahl des Tagungsortes wird die herausragende jagdschriftstellerische Persönlichkeit und die allgemeine jagdkulturelle Bedeutung des bekannten „Jagdbarons“, Ludwig Benedikt Freiherr von Cramer-Klett, in den Blick genommen. Besonders die jagdliche Belletristik hat durch den am 31. März 1906 geborenen Jagdautor nach Friedrich von Gagern eine Bereicherung gefunden. Wir wollen auch deshalb aus Anlaß seines 100. Geburtstages seine geistigen, das kulturelle Gepräge des Jägerethos umhüllenden Leitlinien erinnern, die thematisch unsere Veranstaltung in Referaten und Autorenlesungen begleiten werden.

Sprachlich und stilistisch mit den Bildungsströmungen und gesellschaftlichen Vorstellungsmustern unserer Zeit weiterentwickelt, nimmt die zeitgenössische Jagdschriftstellerei häufig die beiden vorstehend genannten Jagdbelletristen kritisch in den Blick. Sie prägen heute längst nicht mehr für jeden Autor mit jagdthematischen Abhandlungen bzw. Erzählungen ein Vorbild oder eine Leitlinie der schriftstellerischen Kunst aus. Auch auf diese Weise zeigt sich lebendige Jagdkultur in der Gestalt eines kulturellen Wandels. Teils wird diese Entwicklung als Menetekel eines Niederganges, teils als Aufbruchzeichen für stilistische und sprachliche Modernität, für eine vorteilhafte Einbettung der jagdlichen Belletristik in das sprachliche Empfinden unserer Zeit wahrgenommen. Künftige Lesergenerationen werden darüber entscheiden, ob sie dem einen oder anderen Kriterium sich zuneigen wollen. Die Häufigkeit des Nachdrucks von Jagdbüchern wäre wohl ein guter Anhaltspunkt hierfür.

Neben Lyrik und Schriftstellerei (Autorenlesungen) bilden folgende Themenbereiche den Kern der Tagung: Die Normen der Jäger und die Frage: Welches Feld überhaupt umgreift Jagdkultur? Bekannte und renommierte Referenten haben zu diesem Problemkreis interessante Referate angemeldet. Sie werden themenbezogene Fragen in einer Podiumsdiskussion mit daran interessierten Besuchern erörtern und vertiefen. Das Programm sieht weiterhin eine Ausstellung von Exponaten darstellender Kunst vor. Am Rande der Veranstaltung und abends bei Kamingesprächen wird im vertrauten Kreis von Mitgliedern und Gästen des FORUM Gelegenheit zum Gedankenaustausch geboten.

Unser Tagungshotel liegt ruhig und zentral unterhalb Schloß Hohenaschau am Fuße der Kampenwand im Ortskern.

Anschrift

Burghotel Aschau im Chiemgau
Kampenwandstr. 94
83299 ASCHAU

Telefon: 08052 – 9080
Fax: 08052 – 908200

eMail: info@burghotel-aschau.de
Internet: www.burghotel-aschau.de



Anmeldung und Teilnahmebedingungen

Termin: Freitag, 13. April bis Sonntag 15. April 2007
Tagungsort: Burghotel Aschau im Chiemgau
Beginn der Tagung: Freitag, 13.04.07 ab 14.30 Uhr, Mitgliederversammlung

Das Programm der Jahrestagung und der Mitgliederversammlung wird Ihnen zu Jahresbeginn 2007 zugeleitet.

Voraussetzung für die Berechtigung zur Teilnahme an der Tagung sind die rechtzeitige schriftliche Anmeldung und die Zahlung der Tagungspauschale an das FORUM LEBENDIGE JAGDKULTUR e. V.: Kreissparkasse Euskirchen, Kto.-Nr. 153 69 03 (BLZ 382 501 10)


Tagungskosten

Die Tagungspauschale für Mitglieder und persönlich eingeladene Gäste beträgt je Person/Tag: 90 € (bezogen auf den vollen Tagungszeitraum demgemäß 180 €).

Die Pauschale gilt einheitlich für eine Belegung des Hotelzimmers (2 Übernachtungen) als Einzel- bzw. als Doppelzimmer. Sie enthält Mietkosten des Tagungsraumes, Tagungstechnik und Vollpension: Übernachtung mit Vitalfrühstück vom Buffet Zwei Kaffeepausen mit Obst bzw. Gebäck Mittag- und Abendessen

Die Tagungspauschale für externe Besucher (alle Veranstaltungen außer Hotel und Mitgliederversammlung einschließlich Speisen und Kaffeepausen) beträgt 85 €.


Anmeldung zur Tagung nimmt der Vorstand entgegen. Von diesem erhält der Anmeldende auch das Programm. Teilnahmewunsch (Anmeldung) richten Sie bitte an:

FORUM LEBENDIGE JAGDKULTUR e.V.
Herrn Dr. Günter R. Kühnle
Paul-Langen-Str. 22
53229 BONN
Herrn
Dr. Ernst-Georg Renda
Am Damsberg 12
55130 MAINZ

Für Österreich:

Ing. Herbert Rosenstingl
Vestenötting 10
A - 3830 Waidhofen / Thaya

Präsentation der neu gebildeten Arbeitskreise des Forum (FLJ e.V.)

Um unserem Anspruch im Selbstverständnis unseres Vereinsnamens „lebendige Jagdkultur“ nach innen wie nach außen besser wahrnehmbar als bisher Ausdruck zu verleihen, hat der Vorstand hierzu ein effizientes Aktionsprogramm beschlossen. Diesem entsprechend wurden (zunächst) fünf Arbeitskreise eingerichtet, die jeweils von einem hierzu berufenen kompetenten Mitglied geleitet werden. Die Leiter der sachthematisch eingegrenzten einzelnen Sektionen (Arbeitskreise) beteiligen an Ihrer Arbeit hieran interessierte Mitglieder (kompetente Mitarbeiter), mit denen sie je nach aktuellem Anlaß kommunizieren bzw. interagieren werden.

Bei unserer Jahrestagung werden die Sektionen über ihre Arbeit, über innovative Ergebnisse und kulturellen Fortschritt im jeweiligen speziellen Sach-/Fachgebiet in einem Referat berichten. Im übrigen sind die Arbeitskreise frei und unabhängig von Weisungen oder Einflussnahme durch den Vorstand bzw. Verein. Die fünf Arbeitskreise tragen folgende Bezeichnung:

  • Arbeitskreis Jagdkultur und Gesellschaft
    Leitung: Dieter Stahmann

  • Arbeitskreis Jagdliteratur und Kunst
    Leitung: Gert G. von Harling. Mitarbeit: Fritz Bergner

  • Arbeitskreis Kultur des Büchsenmacherhandwerks: Jägerethos und Waffentechnik
    Leitung: Büchsenmachermeister Franz Henninghaus

  • Arbeitskreis Kulturelle Evolution, Jagdpolitik und jägerische Lebensformen
    Das Jägerethos im Zeichen von Naturverantwortung, Brauchtum und Jägersprache.
    Leitung: Dr. Günter R. Kühnle M.A. i. Verb. m. Prof. Dr. theol. Dr. phil. Jörg Kniffka

  • Arbeitskreis Geschichte des Jagdwesens in pragmatischer und politischer Absicht
    Leitung: Univ.-Professor (em) Dr. Johannes Dieberger i. Verb. m. Erich Hobusch. Soziopolitisches Netzwerkmanagement: Dr. Jürgen Hager.

Gegenstand der Arbeit dieser Sektion sind auch Struktur, Organisation und pädagogischer Auftrag in Natur-Kultur- Verschränkung der Jagdmuseen in Deutschland, Österreich, Schweiz und Lichtenstein.

Aus dem Arbeitskreis Jagdliteratur und Kunst wird sich demnächst ein selbständiger Arbeitskreis „Natur und Kultur in der darstellenden jagdthematischen Kunst“ herausbilden. Dieser Sektion ist die Pflege und Förderung z.B. der Malerei, Graphik, Bildhauerei, Graveurkunst, der Karikatur und Porzellanmalerei vorbehalten. Eine Übersicht/Verzeichnis über möglichst alle insoweit zeitgenössisch tätigen Künstler im deutschsprachigen Raum soll eine bessere Interaktion zwischen Kunstschaffenden und eine Adressatenpalette für Kunst Konsumierende darbieten.

Ein Arbeitskreis „jagdthematische Wissenschaft und Forschung“ wird zunächst kommissarisch von Ing. Herbert Rosenstingl geleitet. Organisatorisch ist es seine Aufgabe, mit kompetenten Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Forschung einen wiss. Beirat zu bilden.

Sachthematisch geht der Vorstand davon aus, dass Jagdwissenschaft in kultureller Absicht menschliches Handeln komplex umgreift: Legalität und Moralität der Jagd, Naturerleben aus dem Aspekt von Ökologie und gesellschaftlichen Interessen. Gleichzeitig sind wildbiologische und ökosystemare Forschung in jagdpraktischer Absicht Basiselemente dieser Wissenschaft.

Dritte Anthologie des Forum Lebendige Jagdkultur e.V.

Ein weiterer Baustein im Aktionsprogramm, das der Vorstand beschlossen hat, ist die Herausgabe einer 3. Anthologie durch den Verein. Die Initiative bezweckt in erster Linie die Förderung und Wiederbelebung jagdlicher Belletristik. Sowohl Mitglieder als auch Autoren, die noch nicht dem Verein angehören werden ermuntert, sich an diesem Projekt zu beteiligen. Herrn Gert G. von Harling ist insoweit die künstlerische Oberleitung anvertraut worden Die Organisation und das verlegerische Management wird von dem Verein übernommen. Das Lektorat leitet der akademische Direktor an der Universität Mainz. Herr Dr. Ernst Georg Renda, Mitglied des Vorstandes. Erwünschte Texte sind aus dem Bereich von Lyrik, Belletristik, Sachbuch und Hörbuch willkommen. Jagdliche Karikaturen sind begehrt.

Wir wollen besonderen Wert auf gutes literarisches Niveau legen, das seinen Ausdruck vor allem in der sprachlichen Qualität und stilistischen Feinheit sucht, um dem Anspruch der Belletristk nach Möglichkeit gerecht werden zu können. Jeder sollte sich aufgerufen fühlen mitzumachen, um die realistische Chance zu nutzen, z.B. mit/in einem Essay einen qualifizierten Beitrag/Abhandlung, Gedicht usw. in die Anthologie einzubringen.


Jahrestagung im April 2006 in Österreich zwischen Salzburg und Wien


Einladung nach St. Florian 21. – 23.4.2006

 
Wir begegnen uns in Österreich zwischen Salzburg und Wien in der Nähe von Linz an der Donau zur 11. Jahrestagung des Forum Lebendige Jagdkultur: In St. Florian umgibt uns ein einzigartiges Ambiente barocker Baukunst in den Mauern und Hallen des Augustiner Chorherrenstifts, ausgestaltet mit dem künstlerischen Reichtum z. B. der weltberühmten Brucknerorgel, dem barocken Marmorsaal, Zentrum internationaler Konzertserien. Wir tagen im Bannkreis des bekannten Jagdmuseums Schloß Hohenbrunn und besuchen das Freilichtmuseum Sumerauer Hof, dessen Gründung bis in das Mittelalter zurückverfolgt werden kann. Das alles ist bloß Rahmenprogramm unserer jagdkulturellen Veranstaltung vom 21. bis 23. April 2006: Reisen Sie mit für 2 Tage nach St. Florian! Sie wohnen und tagen mit uns in dem komfortablen Hotel Florianerhof, besuchen die Ausstellungen unserer Maler und Bildhauer. Überzeugen Sie sich bei Lesungen und lyrischen Beiträgen vom literarischen Niveau unserer Autoren. Hören Sie mit kritischer Aufmerksamkeit die Referate zu aktuellen jagdthematischen Fragen und bereichern Sie bei den nachfolgenden Diskussionen unser Forum mit Ihrer Meinung. Auf, nach St. Florian!

Schloss Hohenbrunn in St. Florian

Schloß Hohenbrunn ist das einzige große, noch existierende Jagdmuseum in Österreich. Es wurde von dem berühmten Barockbaumeister Jakob Brandtauer in der Zeit 1722-1732 errichtet. Seinen Ursprung verdankt diese beachtliche jagdhistorisch geprägte Einrichtung als Jagd- und Fischereimuseum der Initiative des Gagern-Intimus, Dr. Alfons Ritter von Wunschheim. Er gehört zu dem Gründerkreis des Forum Lebendige Jagdkultur e.V. um Professor Dr. Dr. h. c. Dieter Voth, Falk von Gagern, Heiner Sindel und andere. Im Leopold Stocker Verlag erschien sein vielbeachtetes belletristisches Werk: „Diana war mir nicht immer hold“. Ein Besuch des Jagdschlosses gehört zum Programm unserer Tagung in St. Florian. Hier befindet sich auch die bedeutendste europäische Jagdporzellansammlung.

Jagdthematische Porzellanmanufaktur

Das Chorherrenstift des Augustinerordens sowie die Wallfahrtskirche, ein imposantes, einzigartiges Barockjuwel, entstanden (1686 - 1750) über dem Grab des Heiligen Florian. Er starb 304 nach Christus. Der Mühlstein, mit dem er ertränkt worden sein soll ist noch heute zu besichtigen. In St. Florian erleben wir ein bedeutendes spirituelles Zentrum, das auch auf weltliche kulturelle Entwicklungen Einfluß nahm und sie begünstigte: z.B. die einzigartige Bibliothek mit 140.000 Bänden, tausend Handschriften und achthundert Inkunabeln.

Chorherrenstift des Augustinerordens mit Wallfahrtskirche
Chorherrenstift des Augustinerordens mit Wallfahrtskirche
Brucknerorgel, unter der Anton Bruckner bestattet wurde
Brucknerorgel, unter der Anton Bruckner bestattet wurde

Die Jahrestagung des Forum Lebendige Jagdkultur e.V. wird seit Bestehen erstmals in Österreich ausgerichtet. Der Vorstand hat deshalb den in der Nähe von Wien beheimateten Herbert Rosenstingl MdV, gebeten, das mit hohem persönlichen Aufwand verbundene Arrangement für die Jahrestagung 2006 zu betreiben.

Ein vielschichtiges, anspruchsvolles Programm mit Referaten zu aktuellen jagdpolitischen, kulturellen und jagdpraktischen Tehmen sowie ein Jagdbuch-Antiquariat oder eine Kunstausstellung werben um Ihre Aufmerksamkeit.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch im April. Sie können sich im Hotel Florianerhof selbst anmelden. Gibt es für Sie insoweit ein Problem, dann bitten Sie kurzerhand bei Ihrer Anmeldung im Verein Herrn Hansjörg Maintz, den Schriftführer des FLJ (siehe unten), für Sie die Hotelbuchung vorzunehmen. Bitte rufen Sie die Reservierungsabteilung des Hotels an oder schicken Sie einfach ein Buchungsfax.
Hotel Florianerhof, A-4490 St. Florian, Marktplatz 12 – 13.
Tel.: (aus BRD) 0043
Fax.:
7224-42540
7224–42549

Ihr Preis als Tagungsteilnehmer für 3 Tage/2 Übernachtungen (21. bis 23. 4. 2006) bei welcher Leistung?

Einzelzimmer/2 Übernachtungen (gemütliche Komfortzimmer)     
Doppelzimmer/2 Übernachtungen
136 €/Person
112 €/Person

Als Leistungen eingeschlossen sind:

Vollpension an 2 Tagen
Üppiges Frühstücksbuffet
3-gängiges Menü am Mittag und Abend
Zwei Vitalpausen je Tagungstag mit Frühstückskorb,
Teespezialitäten, Kaffee und Gebäck, alkoholfreie
Erfrischungsgetränke im Seminarraum,
großzügiger Seminarraum mit moderner Technik.

Außerdem ist im Fall einer vorgesehenen Teilnahme Ihre Anmeldung bei dem Veranstalter erforderlich. An diesen ist auch eine Tagungspauschale von 50 € für das Rahmenprogramm zu entrichten.
Ihre Anmeldung richten Sie bitte ohne weiteres formlos an den Schriftführer des Vereins: Herrn Hansjörg Maintz, Otto-Brüesstr. 19, 47800 Krefeld.


Die für beide Tage berechnete Pauschale bietet Ihnen folgende Leistung:

  • Abendveranstaltung im Freilichtmuseum Sumerauerhof mit Buffet,
  • die Kostenfreistellung für Taxi bzw. Privatbusfahrten vom Hotel zum Jagdmuseum Hohenbrunn oder Sumerauerhof,
  • die Begleitung eines preisgekrönten Jagdhornbläserkorps während der Veranstaltung.

    Die 50 €-Pauschale ist zusammen mit der Anmeldung bei dem Veranstalter an den Schatzmeister zu bezahlen: Forum Lebendige Jagdkultur e.V., Kreissparkasse Euskirchen (BLZ 382 501 10) und Kto.-Nr. 153 69 03.

    Terminvorgabe: Ihre Anmeldung sowohl im Hotel als auch beim Verein FLJ sollte spätestens bis Ende Februar 2006 erfolgt sein. Das Hotel behält sich für Buchungen nach diesem Termin Preisänderungen vor.





    Jahrestagung im April 2005 in Weimar

    Die traditionelle Kulturhauptstadt Weimar wurde für die diesjährige Jahrestagung vom 22. bis 24. April des FORUM LEBENDIGE JAGDKULTUR e. V. ausgewählt. Das Programm (.pdf Datei) sah im Teil Mitgliederversammlung am 22. April eine Satzungsänderung und die Wahl eines neuen Vorstandes im Mittelpunkt dieses Veranstaltungstages. Autorenlesungen, Lyrikbeiträge und jagdthematische Referate füllten den weiteren Tagungsablauf aus.

    Die Mitglieder des FLJ und ihre Gäste trafen bei strahlender Sonne und wohligwarmem Frühlingswetter an der Tagungsstätte, dem Hotel Dorotheenhof, ein. Angenehm wie das Klima außen war auch die Atmosphäre der gesamten Veranstaltung.

    TAGUNGSBERICHT

    Der in Vertretung des erkrankten Vorsitzenden, des Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Voth amtierende Vorstand, Dr. Günter R. Kühnle M.A., eröffnete als Versammlungsleiter am 22. April die Mitgliederversammlung um 14 Uhr im Dorotheensaal des Hotels. Die Mitglieder stimmten den vorliegenden Neuanträgen auf Mitgliedschaft einstimmig zu. Das Protokoll der Jahrestagung 2004 von Mespelbrunn/Spessart wurde genehmigt. Satzungsänderungen bzw. Ergänzungen der Satzung wurden vorlagegemäß im Bereich von vier Paragraphen mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit bzw. einstimmig beschlossen. Die Änderungen sind nunmehr Gegenstand der bei dem Registergericht des Amtsgerichtes Mainz zur öffentlichen Kenntnis niedergelegten Satzung. (vgl. Impressum)

    Ein neuer Vorstand wurde gewählt

    Die Mitglieder wählten einstimmig den fünfköpfigen Vorstand in folgender Besetzung auf vier Jahre:
    Universitätsprofessor Dr. Gerd Rohmann, Kassel (Vorsitzender), Dipl. Ing. Herbert Rosenstingl, Vestenötting/Österreich (1. Stellvertreter), Dr. Günter R. Kühnle M.A., Bonn (2. Stv.), Wildmeister Dieter Bertram, Mechernich (Schatzmeister), Hansjörg Maintz, Krefeld (Schriftführer).
    Ein Beschluß über den vom scheidenden Vorstand ausgearbeiteten Entwurf einer Geschäftsordnung wurde nach engagierter Debatte zu Details auf die nächstfolgende Versammlung vertagt. Der neue Vorstand wird vorgetragene Anregungen und Bedenken in einem weiteren Entwurf berücksichtigen.

    Zu Ehrenmitgliedern ernannt

    Entsprechend einem Beschluß des „alten“ Vorstandes wurden Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Voth, Mainz, und Rechtsanwalt Dr. Hans-Hermann Prützel, Memmingen, zu Ehrenmitgliedern ernannt. Die Mitgliederversammlung stimmte der Ernennung einstimmig zu. In einer ausführlich begründeten Würdigung der Verdienste der beiden Ehrenmitglieder um Erfolg und Zukunftsfähigkeit des Vereines und dessen Ziele erinnerte Dr. Kühnle an die konkrete Bedeutung des Wirkens der Geehrten für den Verein.
    Nach Ende der Mitgliederversammlung fanden die Tagungsteilnehmer Muße zum Besuch der Gemäldeausstellung. Die beiden Maler Hans H. Eisermann und Karl-Heinz Schlebusch beeindruckten mit zahlreichen Exponaten. Teils naturalistisch geprägt, teils impressionistisch nachempfunden boten die überwiegend mit Jagdmotiven hervortretenden Gemälde manchem Besucher willkommenen Anreiz zum Erwerb eines besonderen Erinnerungsstückes an Weimar 2005.


    Alle Beteiligten waren zufrieden: Der passionierte Saujäger Dr. Hager freut sich mit Gattin über das soeben erstandene „Schätzchen“ wohl aus anderem Grunde als der strahlende Maler und Verkäufer Schlebusch (links).

    Die Jahrestagung wurde am Freitag nach der Mitgliederversammlung und am Samstag, 23. April, mit Referaten zu wildbiologischen (Wildmeister Bertram), vereinsstrukturellen (Maintz) und jagdpolitischen Themen (Stahmann, Witzel, Reiterer), zur Jagd als Wissenschaft (Rosenstingl) und Goethe als Jäger (Rohmann) fortgesetzt. Ursula Sabban brachte in Selbstreflexion die weibliche Seele der Jägerin im Spiegel der Gesellschaft auf den emotionalen Punkt.
    Wohl als die einzige jagdliche bzw. jagdkulturelle Organisation in Deutschland und Österreich trat das Forum Lebendige Jagdkultur in Weimar am UNESCO-WELTBUCHTAG (23. April 2005) mit seinen Autoren und Lyrikern zu Lesungen und Vorträgen an, um nicht zuletzt für das geistige Niveau der Jägerschaft gewissermaßen öffentlich Flagge zeigen zu können.

    Copyright by Wolfram Martin
    Der frisch gewählte Vorsitzende des FLJ, Prof. Dr. Gerd Rohmann (Bildmitte) präsentiert einige der Akteure: Referenten, Autoren und Lyriker, die mit Lesungen und Vorträgen am UNESCO-WELTBUCHTAG das Tagungsprogramm ausfüllten.

    Zum Abschluß des jeweiligen Veranstaltungstages am Wochenende schloss die Veranstaltung mit einem bunten, abwechslungsreichen Rahmenprogramm. Das Thüringer Jagdhornbläserchor e.V. unter Leitung von Thomas Franke bot mit ausgewählten musikalischen Beiträgen, zum Teil aus klassischen Hornkonzerten einen stimmungsvollen Ausklang im Park vor dem Hotel Dorotheenhof. Am Sonntag folgten die Tagungsteilnehmer bei einem Exkurs rund um die historisch bedeutenden Stätten von Weimar den Spuren Goethes, Schillers und anderer literarischer wie philosophischer Bezugsgrößen, nachdem sie zuvor im Ettersberger Forst den Ort der letzten großen (eingestellten) Kaiserjagd besucht hatten. Hier fand am 8. Oktober 1808 zu Ehren von Napoleon und des Zaren Alexander I., Teilnehmer des Erfurter Fürstentages, unter Anwesenheit fast aller deutschen Fürsten zum letzten Mal eine Prunkjagd dieser Art statt. Der Historiker Dr. Wolfgang Haage führte die Exkursteilnehmer zu der weit im Wald auf dem Ettersberg liegenden historischen Stätte des jagdlichen Gemetzels, dem Goethe ferngeblieben war. Als Strecke verzeichneten die Jagdakteure um Napoleon und den Zaren in den jagdlichen Annalen: 47 Hirsche, 5 Rehböcke, 3 Hasen, 1 Fuchs.

     

    Jahrestagung im April 2004 in Mespelbrunn

    Die Jahrestagung 2004 des FLJ e.V. wurde vom Vorstand zum Schloßhotel Mespelbrunn einberufen. Die Tagungsstätte liegt bei dem märchenumwobenen Wasserschloß Mespelbrunn, mitten im Wald, jüngst noch Schauplatz in Romanen und Filmen. Am Fuß des Schlosses begegnet man noch heute dem Schinderhannes-Mythos im Wirtshaus im Spessart, das dem Hotel vorgelagert ist.
    An drei uns beachtlich erscheinende Vorträge wird auf nachfolgenden Seiten mit Wiedergabe des jeweiligen Referats erinnert.

    1.



    2.


    3.
    Referat von Dieter Schramm
    Präsident des Conseil International de la Chasse
    et de la Conservation du Gibier (C.I.C.), Budapest

    Referat von Dipl.-Ing. Herbert Rosenstingl
    Vestenötting/Österreich

    Referat von Professor Dr. Gerd Rohmann
    Universität Kassel

     

    Abfolge bisheriger Treffen der Jagdschriftsteller

    1. Treffen vom 17. – 18. April 1993 auf der Stromburg bei Stromberg
    2. Treffen vom 16. – 17. April 1994 auf Burg Reichenstein bei Trechtingshausen
    3. Treffen vom 29. – 30. April 1995 auf Burg Rheinfels bei St. Goar
    4. Treffen vom 19. – 21. April 1996 im Jagdschloß Hubertusstock in der Schorfheide
    5. Treffen vom 18. – 20. April 1997 in Hofbieber/Rhön
    6. Treffen vom 24. – 26. April 1998 in Bad Driburg (Westfalen)
    7. Treffen vom 9. – 11. April 1999 in Neufahrn bei Regensburg
    8. Treffen vom 31.3. – 2. April 2000 im Schlosshotel Weilburg/Lahn
    9. Treffen vom 27. – 29. April 2001 im Schloßhotel Steinburg in Würzburg
    10. Treffen vom 19. – 21. April 2002 im Jagdschloß Niederwald bei Rüdesheim/Rhein
    11. Treffen vom 11. – 13. April 2003 im Jagdschloß Gabelbach, Ilmenau
    12. Treffen vom 26. – 28. März 2004 im Wirtshaus im Spessart, Mespelbrunn
     
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